Weitere Missbrauchs-Vorwürfe gegen Turntrainerin Gabriele Frehse: "Habe nachts in Frischhaltefolie geschlafen"
Chemnitz - Die Missbrauchsvorwürfe gegen Turntrainerin Gabriele Frehse (60) nehmen kein Ende. Vor etwa einer Woche berichtete unter anderem Turn-Weltmeisterin Pauline Schäfer (23) von psychischen Qualen seitens ihrer Trainerin Frehse (TAG24 berichtete). Nun bestätigen acht weitere ehemalige Athletinnen des Olympiastützpunktes in Chemnitz diese Aussagen. Von Angst, Demütigungen, Beleidigungen und psychischen Folgeschäden ist die Rede!
"Ich habe nachts manchmal sogar in Frischhaltefolie geschlafen, um Wasser rauszuschwitzen, Gewicht zu verlieren", berichtet eine ehemalige Turnerin dem Spiegel.
Sechseinhalb Jahre trainierte die heutige Krankenschwester unter Trainerin Gabriele Frehse. Immer wieder musste sie sich offenbar Sprüche über ihr Gewicht anhören, wurde von Frehse auf eine vierwöchige "Entschlackungskur" gesetzt, berichtet die heute 23-Jährige.
Weil sie dem Druck irgendwann nicht mehr standhalten konnte, habe sie sich geritzt. Frehse soll die Selbstverletzungen gesehen haben und der Athletin daraufhin gedroht haben, nicht mehr in die Halle kommen zu dürfen.
Ende 2012 kam die ehemalige Turnerin in eine psychiatrische Klinik. Nach ihrer Entlassung merkte sie, dass ihr Körper kaputt und ausgelaugt ist - sie hörte mit dem Turnen auf.
Als die damals 15-Jährige ihrer Trainerin Frehse das Turn-Aus erklärte, "ließ sie mich von heute auf morgen fallen, denn ich war von nun an wohl nutzlos."
14-Jährige schreibt Brief an Eltern: "Mein Herz tut jeden Tag weh, wenn ich die Halle betrete"
Es sind traurige Zeilen, die eine weitere ehemalige Turnerin im Zimmer des Sportinternats in Chemnitz im Frühjahr 2011 auf ein kariertes Blatt Papier schrieb - ein Brief an ihre Eltern.
"Liebe Mami und Papi, fragt bitte nicht nach wegen meinen Seelenschmerzen. Ich kann einfach nicht mehr", schrieb die heute 24-Jährige: "Mein Herz tut jeden Tag weh, wenn ich die Halle betrete", heißt es in dem Brief, der dem Spiegel vorliegt. Lange habe das Mädchen geschwiegen, weil sie dachte, dass ihre Eltern von ihr enttäuscht wären, heißt es in dem Brief weiter.
Auch sie war Schützling der Trainerin Gabriele Frehse und berichtet von "Panikattacken und Zitteranfällen".
Einmal sei sie am Morgen weinend zusammengebrochen, wollte die Turnhalle nicht mehr betreten. Frehse habe ihr daraufhin ausrichten lassen, dass sie von der Schule fliegen würde, wenn sie nicht sofort käme. Daraufhin sei sie unter Tränen in die Halle gerannt, Frehse habe sie daraufhin als "blöde Kuh" beschimpft. Kurz danach holten ihre Eltern sie nach Hause.
Auch nach der Turn-Zeit in Chemnitz habe die heute 24-Jährige eine schwere Zeit gehabt, musste psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
Frehse hält Anschuldigungen für "haltlos"
Zu den aktuellen Missbrauchsvorwürfen nahm Frehse bisher keine Stellung. Vor etwa einer Woche äußerte sich die 60-Jährige allerdings zu den damaligen Vorwürfen einiger Turnerinnen. Sie selbst hält die Anschuldigungen für "haltlos", sagte sie in einem Telefonat mit dem MDR. Sie will nun anwaltlich gegen die Vorwürfe vorgehen.
In der vergangenen Woche berichteten erstmals sechs Turnerinnen über die psychische Qualen im Chemnitzer Olympiastützpunkt (TAG24 berichtete). Von Demütigungen, Einschüchterungen, und Trainingseinheiten unter Schmerzen war die Rede - alles soll von Turntrainerin Gabriele Frehse (60) ausgegangen sein.
Titelfoto: Uwe Meinhold