Weil die Holz-Preise explodieren: Chemnitzer Baubranche droht der Kollaps
Chemnitz - Ein weltweiter Bauboom lässt die Preise bei Holz und Baustoffen explodieren. Der Weltmarkt wird von amerikanischen und chinesischen Firmen leer gekauft. Das sorgt auch in der Region Chemnitz zunehmend für Materialknappheit und unkalkulierbare Preissteigerungen. Für Heimwerker wird es immer schwerer, Material zu bekommen. Der Baubranche droht trotz voller Auftragsbücher der Kollaps.
Beim Chemnitzer Baugewerbeverband herrscht Alarmstimmung. Geschäftsführer Jens Hartmann (58): "Mich rufen jeden Tag Firmen an, die rechtlichen Rat suchen, weil ihre Kalkulationen durch die Preisexplosion nicht mehr kostendeckend sind. Seit zwei, drei Wochen werden das immer mehr."
Auch für Steffen Beckmann (40), Obermeister der Zimmererinnung in Chemnitz, ist die Holzknappheit allgegenwärtig. "Viele Firmen versuchen, sich gegenseitig mit Material auszuhelfen. Langfristig wäre eine Einkaufsgenossenschaft, die Verträge mit regionalen Sägewerken abschließt, zu überlegen. Leider mussten in den letzten zehn Jahren viele kleine Sägewerke in Sachsen aufgeben, weil sie sich die vorgeschriebene Zertifizierungen für Bauholz nicht leisten konnten."
Handwerkskammer-Präsident Frank Wagner (62) warnt: "Die Entwicklung ist verheerend. Das ist eine existenzbedrohende Situation für die Firmen."
Auch er drängt darauf, "regionale Kreisläufe bei der Materialbeschaffung wieder in den Vordergrund zu stellen".
Holzhändler rät: "Verschiebt Euer Bauvorhaben"
Holzhändler Steffen Weidauer (50) hat Niederlassungen in Chemnitz und Lauter, beschäftigt 70 Mitarbeiter.
Er sagt: "Die Holzpreise explodieren. Ein Kubikmeter Dachlatten hat vor einem Jahr 300 Euro gekostet, jetzt sind es 900 Euro. So etwas haben wir in 30 Jahren Firmengeschichte noch nicht erlebt. OSB-Platten sind gar nicht mehr lieferbar."
Der Familienbetrieb sucht regionale Verbündete: "Wir nutzen unsere Kontakte zu den fünf sächsischen Sägewerken und versuchen, die Angebote der gierigen Großsägewerke abzulehnen, um die Preisspirale anzuhalten."
Häuslebauern und Bastlern gibt der Holzhändler den Rat: "Verschiebt Euer Bauvorhaben Holzbau um ein halbes Jahr, wenn es irgendwie möglich ist."
Titelfoto: Uwe Meinhold, Kristin Schmidt