20 Uhr Feierabend: Darum schließen unsere Weihnachtsmärkte so zeitig ihre Hütten
Chemnitz - Glühwein, Stollen und gebrannte Mandeln: Es ist die Zeit des gemütlichen Bummels über den Weihnachtsmarkt. Doch mit der Gemütlichkeit ist schnell Schluss, wenn plötzlich aus den Lautsprechern "Feierobnd" ertönt. In Chemnitz und Umgebung wächst der Wunsch: Geht's nicht etwas länger?
Punkt 20 Uhr wird in Chemnitz dicht gemacht, nur freitags und samstags geht es immerhin eine Stunde länger.
Für Thomas Schwartz (28), der dieses Jahr am Stand der "Liebelei Liköre" aushilft, ist dies keine gute Lösung: "Ich bin dafür, dass der Weihnachtsmarkt eine Stunde länger öffnet."
Dazu heißt es aus dem Rathaus: "Die abendlichen Öffnungszeiten resultieren aus einer Befragung der Händler und der Beobachtung des Besucheraufkommens."
Außerdem seien die Öffnungszeiten aufgrund des Personalmangels zustande gekommen. Durch die Verkürzung brauchten die Händler keine zweite Schicht einzusetzen.
Eine Verlängerung der Öffnungszeiten am Abend sei derzeit nicht vorgesehen. Außer sonntags (10 Uhr) macht der Weihnachtsmarkt 11 Uhr auf.
Im Vergleich: 2022 war es täglich 10 Uhr. Die Schließzeiten waren die gleichen.
Das sagen die Chemnitzer
Beatrix Leuthäuẞer (55, Pharmazieingenieurin) und Sabine Hofmann (56, Angestellte)
"Von Montag bis Donnerstag nur bis 20 Uhr? Das finden wir nicht toll. Bis 21 Uhr wäre besser. Auch am Wochenende könnte es länger gehen."
Eric Schubert (38, Software-Entwickler)
"Die momentanen Öffnungszeiten des Chemnitzer Weihnachtsmarktes sind für mich völlig ausreichend - auch am Wochenende."
Alexander Kiefer (43, Sales-Manager)
"Längere Öffnungszeiten würden sich wahrscheinlich nur für die Glühwein- und Imbissbuden lohnen, aber nicht für die anderen Händler. Für mich passen die Öffnungszeiten."
Kirstin Viehweg (42, Lehrerin)
"20 Uhr ist mir zu zeitig. Für Leute, die arbeiten, wird das in der Woche ganz schön knapp. Man könnte ja auch einfach nur die Glühweinbuden länger öffnen."
Zwickauer Weihnachtsmarkt schließt ebenfalls 20 Uhr
In Zwickau ist einheitlich jeden Tag von 11 bis 20 Uhr offen. "Bis 21 Uhr zumindest am Wochenende wäre wieder schön", meint Sammy Walz (28) von der "Bulettenschmiede" auf dem Hauptmarkt.
"Bei vielen geht da die Stimmung erst mal nach oben, außerdem kommen viele Einzelhändler am Abend gerade aus ihren Geschäften und stehen dann vor verschlossenen Buden."
Auch hier hatte die Stadt die Öffnungszeiten verkürzt, um "Händlern und Gastronomen ein Schichtregime ohne Personalwechsel" zu ermöglichen.
Auch Schwarzenberger Weihnachtsmarkt macht 20 Uhr dicht
In Schwarzenberg öffnete der Weihnachtsmarkt am gestrigen Freitag für zehn Tage - täglich von 11 bis 20 Uhr.
Daran soll sich laut der Standbetreiber nichts ändern: "In einer Stadt wie Schwarzenberg reicht das doch. Auch die Anwohner sind, denke ich, sehr dankbar dafür, wenn um 20 Uhr Ruhe ist", meint Knoblauchbrot- und Glühweinstand-Betreiber Marcel Fischer und spiegelt damit die Meinung zahlreicher Standbetreiber wider.
"Für die Gastronomen könnte sich das möglicherweise noch rechnen, aber Verkaufsstände haben es nach 20 Uhr sicher schwer."
So sieht es in Plauen und Freiberg aus
Das sieht das Rathaus in Plauen ähnlich: "Waren werden eher über den Tag verteilt gekauft, am Abend stehen das Essen und Trinken und die Geselligkeit im Vordergrund", so ein Sprecher.
Deswegen setzt man dort auf Flexibilität. Zwischen 11 und 20 Uhr müssen alle Stände geöffnet sein. Danach können die Betreiber freiwillig noch weitermachen.
Die gemütlichsten Öffnungszeiten bietet der Freiberger Christmarkt: Freitag und Samstag lockt der Budenzauber von 10 bis 22 Uhr, ansonsten bis 20 Uhr.
Ein Stadtsprecher: "Die Öffnungszeiten haben sich über viele Jahre bewährt und etabliert. Wir entsprechen damit dem Wunsch der Christmarkt-Händler und der Freiberger Bürger."
Geht das auch etwas länger?
Kommentar von Sebastian Gogol
Montags bis donnerstags um acht, der Chemnitzer Weihnachtsmarkt zumacht. Vor allem für Leute, die arbeiten, ist das problematisch, da sie es ja selten schaffen, vor 18 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt zu sein. Schnell ist das Spektakel dann wieder vorbei.
Da bleibt meist wenig Zeit, Glühwein zu trinken, Bratwurst zu essen oder beispielsweise nach Weihnachtsgeschenken Ausschau zu halten. Die Stadtverwaltung begründet dies unter anderem damit, dass das Besucheraufkommen ausgewertet wurde, welches diese Öffnungszeiten rechtfertigen.
Als ich diese Woche abends den Markt besuchte, habe ich dennoch ein anderes Bild vorgefunden. Da tummelten sich nach 20 Uhr durchaus noch viele Leute in der Innenstadt. Leider waren die Buden dann schon geschlossen, und potenzielle Mehreinnahmen gingen verloren.
Ich hätte auch einen Vorschlag: Warum nicht vormittags eine Stunde später aufmachen und dafür abends eine Stunde später schließen? Leipzig macht es vor: Dort geht es in der Woche und am Wochenende jeweils eine Stunde länger. Warum nicht auch bei uns?
Titelfoto: Kristin Schmidt