War er noch fahrtüchtig? Polizei ermittelt gegen Senior (83), der in Kita-Gruppe fuhr
Chemnitz - Einen Tag nach dem tragischen Unfall in der Max-Müller-Straße in Chemnitz, bei dem ein Senior (83) in eine Gruppe von Kindern gefahren ist, sitzt der Schock bei Betroffenen und Zeugen noch tief.
Auch am Mittwoch begleiteten Notfallseelsorger und Psychologen die Kinder, Erzieher und Eltern in der städtischen Kita. Mit den fortschreitenden Ermittlungen zum Unglück taucht die Frage auf, ob der betagte Fahrer noch in der Lage war, ein Auto sicher zu steuern.
"Im Rahmen der andauernden Unfallermittlung wird auch geprüft, ob beispielsweise körperliche Einschränkungen unfallursächlich waren", so Polizeisprecher Andrzej Rydzik (37).
Der Führerschein des Seniors war noch am Unfalltag beschlagnahmt worden. "Zudem ergeht zeitnah eine Mitteilung an die Fahrerlaubnisbehörde, die dann die Sachlage zu prüfen haben wird."
Gegen den Senior wurde ein Verfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs eingeleitet.
Chemnitzer Verkehrspsychologe hält wenig von Tests
Schwere Unfälle wie der in Markersdorf befeuern die Debatte um EU-weit verpflichtende Fahrtests für Senioren, wie sie in Italien und den Niederlanden vorgeschrieben sind.
Der Chemnitzer Verkehrspsychologe Bernd Wiesner (58) hält davon wenig: "Dann müsste auch die Gruppe der 18- bis 25-jährigen Männer regelmäßig zum Test. Denn sie verursachen doppelt so viele Unfälle wie alle anderen."
Lieber wirbt der Experte für freiwillige Vorsorge:
"Es läuft eine Kampagne des Verkehrssicherheitsrats, bei der Senioren mit Rückmeldefahrten in Begleitung eines Fahrlehrers freiwillig und anonym ihre Fahrtauglichkeit testen können. Das ist eine gute Sache."
Infos unter: www.dvr.de
Titelfoto: Jan Härtel