Rückzahlung von Corona-Hilfen: Chemnitzer Friseure geraten in Existenznot
Chemnitz - Spätfolgen der Pandemie bringen das Friseurhandwerk in Existenznot: "Die Unternehmen stehen derzeit vor der Rückzahlung von Corona-Hilfen in Höhe von 9000 bis 15.000 Euro."

"Für viele bedeutet das eine existenzbedrohende Situation, in deren Folge auch mit der Schließung von Salons zu rechnen ist", warnt Obermeister Jörn Lüdecke (43).
Die Friseur- und Kosmetik-Innung Chemnitz-Mittelsachsen-Zwickau will juristisch gegen die Berechnung der Rückzahlungen vorgehen: "In anderen Bundesländern wird ein kalkulatorischer Unternehmerlohn eingerechnet, in Sachsen nicht. Das ist ungerecht", so Lüdecke.
"Das Berechnungsmodell macht die staatlich verordneten Zwangsschließungen im Nachhinein noch gefährlicher für unser Handwerk. Wir empfehlen unseren Mitgliedsbetrieben, Widerspruch einzulegen. In einem Beispielfall wollen wir eine Klage vorantreiben."
Kunden sagen ab, weil das Geld am Monatsende nicht reicht

Friseurmeisterin Steffi Seidel (46) vom Haarstudio Hofmann in der Clausstraße fasst die Probleme der Salons zusammen:
"Neben den Rückzahlungen sind das auch die irreguläre Konkurrenz durch Barbershops, die gestiegenen Energiekosten und ein Mindestlohn von bald 15 Euro. Das alles steht nicht mehr im Verhältnis zu den Einnahmen, die möglich sind. Es gibt Kunden, die sagen ihren Termin ab, weil das Geld am Monatsende für den geplanten Friseurbesuch einfach nicht mehr reicht."
Die Schieflage spürt die Meisterin am eigenen Einkommen: "Es gibt Monate, in denen gehe ich mit weniger Geld nach Hause als meine Angestellten."
Titelfoto: Bildmontage: Sven Gleisberg, Kristin Schmidt