Wähler-Sprechstunde: Zoff um Teilnahme von Pro Chemnitz
Chemnitz - Am 9. Juni ist Stadtratswahl in Chemnitz. Zwei "Kandidatenschauen" der Bürgerplattformen Mitte-Ost und -West befeuern die Debatte über den Umgang mit Rechtsextremen.
Am 25. Mai um 15 Uhr lädt Mitte-Ost alle zehn Parteien und Vereinigungen im Wahlkreis 3 in den Bürgerpark Gablenz ein. Idee: Es gibt zehn Stehtische, Bürger können Kandidaten ansprechen.
"Dass Pro Chemnitz dabei sein darf, habe ich nicht gewusst", erklärte CDU-Spitzenkandidatin Ines Saborowski (56).
Sie möchte die Teilnahme der CDU absagen, denn: "Das Format, dass sich jeder Bürger locker informieren kann, ist gut. Aber mit Pro Chemnitz, die die Demokratie ablehnen, möchte ich nicht auf einer Veranstaltung sein."
"Ein bisschen entsetzt" ist Manuela Tschök-Engelhardt (56, Grüne). "Über unsere Teilnahme müssen wir sprechen." So sieht es auch Tim Detzner (44, Linke).
Schau aller Kandidaten der Wahlkreise 7 und 8 plant die Bürgerplattform West
Eine Schau aller Kandidaten der Wahlkreise 7 und 8 plant die Bürgerplattform West am 28. Mai, 17 Uhr, im Frei-Otto-Park.
Daran wird Renata Marwege (57, SPD) nicht teilnehmen: "Keine Zeit. Ich grenze mich von rechtsextremen Politikern ab, gehe selbst auf Bürger zu." FDP-Kandidatin Yvonne Kilian (45) will teilnehmen, "um Pro Chemnitz nicht mehr Aufmerksamkeit zu geben".
Eine Ausladung von Parteien sei unmöglich, sagt Oliver Treydel (45), Chef des SDB, Trägerverein der Bürgerplattformen Mitte-Ost und -West.
"Wir müssen Neutralität wahren und möchten Bürgern helfen, zu einem sachlichen Weltbild zurückzufinden."
Bürgerplattform Mitte (Awo) entzog sich der Neutralität und übertrug die Gespräche im Wahlkreis 4 der Bürgerinitiative Reitbahnviertel. Die lud AfD und Pro Chemnitz nicht ein. Plattformsprecherin Jacqueline Drechsler (48, SPD): "Ich empfehle keinem Kandidaten die Teilnahme an Foren mit Demokratiefeinden."
Titelfoto: Kristin Schmidt