Chemnitz - Neuer Ärger um Hilfe für die Kleinen: Neben den bereits berichteten Kürzungen von Schulsozialarbeiter-Stellen an Beruflichen Schulzentren in Chemnitz steht nun auch die Stelle des Schulsozialarbeiters an der Ludwig-Richter-Grundschule in Hilbersdorf auf der Streichliste.
Zwei Schülerinnen haben sich in einem Video direkt an OB Sven Schulze (53, SPD) gewandt, um die Stelle zu retten. Auch eine Petition ist bereits im Umlauf. Im Video treten die Drittklässlerinnen Leni (9) und Luise (9) auf.
"Wir wünschen uns, dass unser Schulsozialarbeiter bleibt", betonen die beiden. Sie wenden sich dabei direkt an den OB: "Wir würden Sie sehr herzlich zu uns einladen, damit wir darüber sprechen können."
Das Video wurde von Stefanie Zscherp (34), Elternratsvorsitzende der Schule und Mutter von Leni, aufgenommen. "Ich habe vor etwa drei Wochen von der geplanten Streichung erfahren", erzählt Zscherp.
Kurz darauf entstand das Video, das inzwischen auf Facebook und Instagram verbreitet wird. "Zusätzlich haben Grundschüler mit Unterstützung der Lehrkräfte Briefe an die Stadtverwaltung geschrieben", berichtet sie weiter.
Ludwig-Richter-Grundschule voraussichtlich ohne Schulsozialarbeiter
Die Petition gegen die Kürzung hat bereits 455 Unterschriften gesammelt. Dennoch sind die Aussichten auf eine Rettung der Stelle laut Rathaus gering.
"In diesem Fall hat der Träger F + U Sachsen gGmbH den Antrag auf Förderung leider verspätet eingereicht", erklärt OB Schulze. Laut Förderrichtlinien werden verspätete Anträge nur nachrangig berücksichtigt.
Das Rathaus rät, den Bedarf im Jahr 2026 erneut beim Jugendamt anzuzeigen. Für die Schule mit ihren 256 Schülern bedeutet dies, dass sie im kommenden Schuljahr voraussichtlich ohne Schulsozialarbeiter auskommen muss.
Hintergrund ist, dass an Grundschulen die Schulsozialarbeit nur anteilig durch das Land und die Stadt finanziert wird. Die Schulleitung und der betroffene Schulsozialarbeiter wollten sich zu dem Fall bislang nicht äußern.
Starkes Statement
Kommentar von Sebastian Gogol
Das Video der beiden mutigen Drittklässlerinnen der Ludwig-Richter-Grundschule zeigt eines deutlich: Was zunächst wie eine süße Geste wirken mag, ist in Wirklichkeit ein starkes politisches Statement.
Denn die Mädchen machen mehr als nur einen Appell - sie fordern eine direkte Auseinandersetzung mit den Verantwortlichen. Ihre Einladung an OB Sven Schulze, persönlich mit ihnen zu sprechen, ist ein Beispiel dafür, dass die Jüngsten sich Gehör verschaffen können und politische Forderungen stellen, wenn es um ihre Zukunft geht.
Es zeigt auch, dass für eine gute Sache gekämpft wird. Wenn Kinder so entschlossen auftreten, sollte das Rathaus aufmerksam zuhören und ihre Forderungen ernst nehmen. Denn die Kleinen sind nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft unserer Stadt.
Mit dieser Aktion haben die Mädchen aber auch gezeigt, wie groß der Einfluss einer starken Stimme sein kann. Sie sind ein Vorbild für uns alle, wie wichtig es ist, für das einzutreten, was richtig ist. Die Verwaltung jedoch blockt bislang ab und verweist auf Richtlinien, Gesetze und klamme Kassen. Doch das muss ja nicht so bleiben!