Radwege auf großen Straßen in Chemnitz sind noch Mangelware

Chemnitz - Vor knapp zwölf Jahren hat der Chemnitzer Stadtrat das erste Radverkehrskonzept beschlossen, seitdem wurde etwa ein Drittel der geplanten Radwege gebaut oder erneuert. Das Rathaus hat auf Anfrage der Grünen den aktuellen Umsetzungsstand vorgelegt.

Auf der Leipziger Straße in Chemnitz gibt es bisher keinen Radweg.
Auf der Leipziger Straße in Chemnitz gibt es bisher keinen Radweg.  © Maik Börner

"Ich freue mich, dass die meisten Maßnahmen (teilweise) umgesetzt oder in Planung sind", sagt Stadtrat Joseph Israel (25).

"Zugleich klagen viele Chemnitzer zu Recht darüber, dass die vorhandenen Radwege oftmals abrupt enden und kein durchgängiges Radwegenetz darstellen."

Von 245 Maßnahmen ist zwar nur noch weniger als ein Drittel völlig offen, doch die Konzeption aus dem Jahr 2013 gilt als veraltet.

Bald kein Geld mehr fürs Chemnitzer Wildgatter? Streichliste sorgt für Unverständnis
Chemnitz Politik Bald kein Geld mehr fürs Chemnitzer Wildgatter? Streichliste sorgt für Unverständnis

Seit Herbst 2023 liegt die Aktualisierung auf dem Tisch und hängt seitdem in der Schwebe. Herzstück ist die Schaffung von Radspuren auf mehreren großen Hauptstraßen wie der Zwickauer und Zschopauer Straße oder der Mühlenstraße.

Falk Ulbrich fordert "schlaue Lösungen für Radstraßen"

Joseph Israel (25, Grüne) sitzt seit Spätsommer im Chemnitzer Stadtrat.
Joseph Israel (25, Grüne) sitzt seit Spätsommer im Chemnitzer Stadtrat.  © Sven Gleisberg

Joseph Israel: "Besonders auffällig ist der Handlungsbedarf auf großen Straßen wie der Leipziger Straße, wo aufgrund des Verkehrsaufkommens dringend sichere Radwege nötig sind. Diese Lücken zu schließen, hat für uns oberste Priorität."

Falk Ulbrich (67, CDU) entgegnet: "Wir brauchen schlaue Lösungen für Radstraßen auch mal weg von den Hauptstraßen, je nachdem welche Ziele wir anbinden wollen."

Nur weil die Mühlenstraße vier Spuren habe, mache es keinen Sinn, dort den Radverkehr entlangzuführen.

Schwache Leistung

Kommentar von Raik Bartnik

Das Verhältnis von Auto- und Radfahrern ist traditionell nicht das beste. Und wenn dann noch die Fußgänger ins Spiel kommen, wird es im Tauziehen um den Verkehrsraum noch komplizierter. Jede Verkehrsart hat ihre Berechtigung und ein Recht auf Sicherheit. Auch wenn mancher Radler mit dem eigenen Selbstbewusstsein inzwischen auch ganz gut übers Ziel hinausschießt.

Nachdem das gesamte Mobilitätskonzept bislang ein Rohrkrepierer geblieben ist, sollten die einzelnen Verkehrsarten mit einem gut durchdachten Teilkonzept zukunftsfit gemacht werden. Doch davon ist leider in Chemnitz wenig zu sehen.

Das immer noch gültige Radverkehrskonzept stammt aus dem Jahr 2013, darin wurden die Ziele bis 2020 formuliert. Inzwischen haben wir 2025. Wir haben weder ein zusammenhängendes Radnetz, noch sind die Vorhaben daraus in akzeptabler Höhe umgesetzt.

Eine aktualisierte Version gibt es ja, nur wird daran nicht gearbeitet. Was bislang dazu bekannt ist, scheint wenig zukunftsweisend. Ohne es weiter zu hinterfragen, soll auf vierspurigen Straßen einfach ein Radweg abgetrennt werden. Dabei haben wir doch in der Stadtverwaltung eigentlich die Verkehrsplaner-Experten sitzen, die da ideologielos in die Tiefe denken und dann auch handeln müssten.

Der Verkehrsraum ist endlich. So viel steht fest.

Titelfoto: Maik Börner

Mehr zum Thema Chemnitz Politik: