Paukenschlag hinter den Chemnitzer Rathaus-Kulissen: CWE-Chef reicht Kündigung ein
Chemnitz - Sören Uhle (47), langjähriger Geschäftsführer der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft CWE, gibt seinen Chefposten "aus persönlichen Gründen" zum Jahresende ab.
"Eine entsprechende Bitte hat Oberbürgermeister Sven Schulze heute angenommen und den Aufsichtsrat des Unternehmens darüber informiert", teilte das Rathaus Donnerstagnachmittag mit.
"Nach acht intensiven Jahren hat sich bei mir das Gefühl eingestellt, meinen eigenen Ansprüchen und denen der Stadt nicht mehr gerecht zu werden", ließ CWE-Chef Uhle mitteilen. "Daher ist es aus meiner Sicht an der Zeit, meinen Platz für eine Nachfolge freizumachen." Über die Personalie soll nun ein Besetzungsverfahren entscheiden.
OB Sven Schulze (50, SPD) bedankte sich für die Zusammenarbeit: "Vor allem sein Beitrag zur erfolgreichen Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt 2025 und die Etablierung des 'Kosmos' als deutschlandweites Festival- und Diskussionsforum in Chemnitz tragen seine Handschrift und hinterlassen bleibende Eindrücke. Auch ist sein Wirken für das Fachkräfteportal 'Chemnitz zieht an' für unsere Stadt sehr wichtig."
Das Verhältnis zwischen OB und CWE-Chef galt seit Langem als belastet. Vor einem Jahr hatte Sven Schulze den Bereich Wirtschaft per Stadtratsbeschluss in eine eigens dafür gegründete Stabsstelle geholt. Dafür wurden auch vier CWE-Mitarbeiter ins Rathaus abgezogen.
Die geschrumpfte CWE sollte sich stattdessen stärker auf Tourismusförderung, Destinationsentwicklung und Stadtmarketing fokussieren.
Ende mit Ansage
Kommentar von Mario Adolphsen
Eine Kündigung mit "persönlichen Gründen" zu erklären, kann eine Floskel sein - im Fall des scheidenden CWE-Chefs Sören Uhle war das aber sicher genau so gemeint. Dem obersten Wirtschaftsförderer wurde vor Monaten ausgerechnet das Ressort Wirtschaft aus der Hand genommen - für das derart beschnittene Haus ein schwerer Schlag, für dessen Chef ein Affront. Ein Schritt, den Uhle persönlich nehmen musste.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass das Verhältnis zwischen CWE-Chef und Oberbürgermeister zerrüttet war. Insofern ist es nachvollziehbar, dass Sören Uhle nun die Zeit gekommen sieht, seinen Platz freizumachen. Das Ende mit Ansage gibt auch der CWE die Möglichkeit, sich neu aufzustellen.
Zwei Dinge erkannte der CWE-Chef schon vor Jahren: Das größte Problem für die Chemnitzer Wirtschaft bleibt der Fachkräftemangel. Noch entscheidender: Um Qualifizierte anzulocken, muss nicht zuerst das Gehalt attraktiv sein, sondern Chemnitz als Standort. Berufswahl ist eine Lebensentscheidung.
Darum ist es so bedauerlich, dass Uhles Projekt mit der größten Strahlkraft, das "Kosmos"-Festival, nach einem spektakulären Start 2019 so unspektakulär eingeschlafen ist. Erst zwei Absagen wegen Corona, dann ein etwas unausgegorenes und thematisch zu einseitiges Fest 2022.
Und 2023 schließlich ein erneuter Totalausfall. Fehlende finanzielle Unterstützung aus dem Rathaus war nicht der alleinige, wohl aber ein entscheidender Grund. Zeit wird's, dass wieder beide Seiten an einem Strang ziehen.
Titelfoto: Kristin Schmidt