Nach Wildgatter und Lila Villa: Chemnitzer Bürgerplattformen auf der Streichliste

Chemnitz - Nach dem Wildgatter, der Lila Villa und den Bürgerservicestellen droht nun ebenfalls das Ende für die acht Bürgerplattformen der Stadt Chemnitz. Auch sie stehen auf der Streichliste des Rathauses.

Die Mitglieder der Bürgerplattform Mitte-Ost blicken schwierigen Zeiten entgegen.  © Uwe Meinhold

Bei der Bürgerplattform Mitte-Ost, welche die Stadtteile Gablenz und Yorckgebiet vertritt, herrscht große Sorge.

Koordinator Oliver Treydel (46) blickt sorgenvoll auf die Sparpläne der Stadt: "Ich weiß derzeit nicht, wie es weitergeht. Eine Perspektive fehlt komplett."

Ab 2026 sollen seine Stelle, die von der Stadt finanziert wird, und die der Koordinatoren der anderen Plattformen wegfallen. Auch das Budget für die Plattformen soll von 350.000 auf 250.000 Euro sinken und künftig zentral durch die Stadtverwaltung verwaltet werden.

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Die Plattformen blieben zwar bestehen, müssten jedoch rein ehrenamtlich weitergeführt werden.

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Zahlreiche Projekte bereits realisiert

Oliver Treydel (46) ist Koordinator der Bürgerplattform Mitte-Ost.  © Uwe Meinhold

"Das schadet der nachhaltigen Entwicklung unserer Stadtteile - besonders für junge Menschen", kritisiert Jana Werner (60) von der Steuerungsgruppe.

Auch Karin Sandt (82), die sich ehrenamtlich engagiert, zeigt sich enttäuscht: "Hier ist viel Schönes aus großer Mühe entstanden, das nicht kaputtgehen darf."

Die Plattform, die aktuell von zwölf Ehrenamtlichen unterstützt wird, hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte realisiert.

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"Unser größtes war der Bürgerpark Gablenz - eine wichtige Fläche zur Kulturhauptstadt", berichtet Treydel. Auch die Entwicklung des Knappteichs wurde maßgeblich unterstützt. Erst kürzlich wurden am Bürgerpark neue Tore und ein Container für die Fußballgruppe angeschafft.

Der Stadtrat soll voraussichtlich im März über das Maßnahmenpaket der Stadt entscheiden.

Schlechte Idee!

Kommentar von Sebastian Gogol

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Die Mitglieder der Bürgerplattform setzen sich auch für den Knappteich im Yorckgebiet ein.  © Uwe Meinhold

Die Bürgerplattformen sind eine gute Idee. Sie organisieren, koordinieren und vernetzen innerhalb ihrer Gebiete und bieten den Bürgern direkte Ansprechpartner.

Wenn es Probleme gab, "bei denen der Schuh drückte", konnten sich die Anwohner an die Plattformen wenden. Die Koordinatoren kümmerten sich schnell und pragmatisch um Lösungen - als Bindeglied zwischen Bürgern und Verwaltung, mit kurzen Entscheidungswegen.

Eine schlechte Idee ist es, diese erfolgreiche Entwicklung nun einzustampfen. Die Plattformen haben viel erreicht. Besonders ihr Engagement für die Interventionsflächen zur Kulturhauptstadt 2025 ist hervorzuheben.

In zahlreichen Einwohnerversammlungen wurden Bürgerideen für öffentliche Plätze aufgenommen, diskutiert und abgewogen. So entstanden zahlreiche attraktive Wohlfühlorte, an denen die Plattformen maßgeblich beteiligt waren.

Gerade bei der Debatte darum, was langfristig von Chemnitz 2025 bleiben soll, ist eines entscheidend: Die Vereine, Institutionen und Organisationen, die das Kulturhauptstadt-Projekt maßgeblich geprägt haben, verdienen weiterhin einen festen Platz im Stadtbild.

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