Nach Aus beim Wasserstoff-Kernnetz: Gibt es doch noch eine Chance für Chemnitz?
Chemnitz - Schulterschluss im Tauziehen um die Anbindung von Chemnitz an das bundesweite Wasserstoff-Versorgungsnetz: Stadt, regionale Unternehmen und Verbände haben jetzt ein Wasserstoffbündnis aus der Taufe gehoben.
"Es gibt durchaus Anhaltspunkte, dass der Bedarf unserer Region bei der Planung des Kernnetzes keine Rolle gespielt hat", sagt Oberbürgermeister Sven Schulze (52, SPD) zur Begründung. "Wir haben hier nicht die ganz großen Abnehmer, dafür aber eine starke mittelständische Industrie."
Bis 2032 soll für knapp 20 Milliarden Euro ein Leitungsnetz durch Deutschland verlaufen, das Erzeuger und Großverbraucher miteinander verbindet. Eine Leitung verläuft nach derzeitigem Planungsstand bei Zwickau, eine weitere bei Freiberg. Chemnitz spielt keine Rolle.
Im Februar steht das erste Arbeitstreffen auf dem Programm, danach "müssen wir den Bedarf der Unternehmen ermitteln lassen und daraus bis Sommer eine Netzplanung bei inetz erarbeiten", sagt Karl Lötzsch (37), der designierte Chef des geplanten Wasserstoff-Technologiezentrums an der TU.
Auch der Hersteller chemischer Spezialprodukte, Zschimmer & Schwarz Mohsdorf aus Burgstädt, unterstützt das Wasserstoffbündnis. Chef Bernd Schlichting (61) befürchtet große Wettbewerbsnachteile: "Wenn die Region Chemnitz abgehängt bleibt, hätten wir im Vergleich zur Konkurrenz aus Asien weiterhin deutlich höhere Kosten."
Zustimmung kommt bereits von der CDU im Stadtrat: "Es ist richtig, sich nicht auf eine mögliche spätere Anbindung an das Verteilnetz vertrösten zu lassen", erklärt Fraktions-Chef Tino Fritzsche (62). "Prinzipiell wäre für alle Beteiligten eine gesamtdeutsche Lösung unter Einbeziehung aller Regionen und der Forschungszentren von Vorteil gewesen."
Titelfoto: Kristin Schmidt