Mehrere Demos vor Chemnitzer Rathaus: Sparen bei den Schwachen?
Chemnitz - Im Alltag helfen sie Kindern, Jugendlichen, Flüchtlingen - am Dienstag jedoch demonstrierten sie: Hunderte Teilnehmer protestierten am Nachmittag beim Chemnitzer Rathaus gegen die geplanten Sparmaßnahmen im Sozialbereich. TAG24 sprach mit Betroffenen auf den Veranstaltungen.
Die "Aktion für Zukunft" hatte am Dienstag eine einstündige Aktion mit 1000 Teilnehmern angemeldet. Unter ihnen waren auch Kati Riemer (51) und ihre Kollegin Anja Heiber (51) vom Familienzentrum "Mäusenest Grüna".
Nach dem Willen der Stadt soll das Zentrum demnächst dichtgemacht werden.
"Ich war am Anfang den Kürzungen der Stadt gegenüber negativ eingestellt. Mittlerweile bin ich aber optimistisch, weil die Gesellschaft brodelt und über diese Entscheidung der Stadt ein völliges Unverständnis herrscht", so Riemer.
Sie hofft, dass es zu eventuellen Kürzungen, aber nicht zur kompletten Schließung des "Mäusenestes" kommt.
Bei der zweiten Veranstaltung "Bezahlt doch eure Krise selbst" (angemeldete Teilnehmer: 150) verschafften sich ebenfalls Betroffene Gehör, um gegen die Sparpläne zu demonstrieren.
Hilal El-Batal: "Es ist wichtig, ausländischen Kindern bei der Integration zu helfen und dabei auch die Kollegen zu unterstützen"
Anmelderin Silke Markert (44) erklärt: "Mein Sohn ist Autist. Und wenn die Kürzungen durchgedrückt werden, wird seine Schulbegleiterin ihren Job verlieren."
Auch die Mitarbeiter des AWO-Hortes der Baumgartengrundschule Grüna demonstrierten am Dienstag beim Rathaus. Durch die Pläne der Stadt würde Integrationsbegleiter Hilal El-Batal (49) seinen Job verlieren.
In dem Hort werden 210 Kinder betreut, davon 60 Kinder aus dem Ausland (Ukraine, Tschechien, Polen, arabischer Raum).
El-Batal: "Der Hort Grüna wird gebraucht, genauso wie der Integrationsbegleiter. Es ist wichtig, ausländischen Kindern bei der Integration zu helfen und dabei auch die Kollegen zu unterstützen."
Titelfoto: Kristin Schmidt