Knapp eine halbe Milliarde Euro Sanierungs-Rückstand: So marode ist Chemnitz
Chemnitz - Chemnitzer Verkehrswege sind in einem schlechten Zustand. Was Auto- und Radfahrer täglich erleben, belegt eine detaillierte Einschätzung, die auf aktuellen Daten beruht. Baubürgermeister Michael Stötzer (51, Grüne) beziffert den Sanierungsrückstau auf mehr als eine halbe Milliarde Euro.
"Zur Ermittlung des Instandhaltungsrückstaus wurde die aktuelle Straßendatenerfassung von 2021/2022 zugrunde gelegt", teilte der Baubürgermeister mit. Von den rund 1060 Straßenkilometern, deren Unterhalt in städtischer Verantwortung liegt, schneiden 39 Prozent mit der Schulnote 4 ab, fünf Prozent fallen mit Note 5 ganz durch.
Nur zwei Prozent der Straßenfläche sind tipptopp und mit 1 bewertet, weitere 22 Prozent mit 2. Ein Drittel des Straßennetzes ist in einem befriedigenden Zustand (3).
Aus dem Straßenzustand errechnete die Verwaltung einen Gesamtbedarf von 485 Millionen Euro. Hinzu kommt ein geschätzter Sanierungsrückstau bei Straßenbrücken in Höhe von 42 Millionen Euro. Macht 527 Millionen Euro Bedarf bei der Verkehrsinfrastruktur. "Das ist eine beängstigende Summe", findet Stadtrat Steffen Wegert (67, AfD), dessen Fraktion die Daten abgefragt hat. "Hier muss etwas passieren. Als Erstes wäre eine bessere Koordinierung von Baumaßnahmen nötig."
Der Baubürgermeister kann eine Abarbeitung des Rückstaus nicht in Aussicht stellen. Das "ist nur mit einer deutlichen Erhöhung des Budgets und einer Erhöhung der personellen Kapazitäten möglich".
Der Mindestbedarf für die Erhaltung der Verkehrswege liegt bei zwölf Millionen Euro im Jahr. "Das notwendige Budget stand erstmalig seit dem Doppelhaushalt 2023/2024 zur Verfügung", so Stötzer.
Titelfoto: Bildmontage: Kristin Schmidt (2), Haertelpress