Kati Witts Olympia-Schmiede in Gefahr: Energiespar-Zoff um Chemnitzer Kult-Eishalle
Chemnitz - Wo Weltstar Katarina Witt einst ihre Pirouetten drehte, trainieren aktuell 950 Sportler Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Eishockey, Curling, davon 600 Kinder und Jugendliche. Droht der weltberühmten Chemnitzer Eissport-Tradition das Aus?
Die Ankündigung der Stadt, die Trainingshalle nicht zu vereisen, um Energie zu sparen, hatte bei den Sportvereinen für Entsetzen gesorgt. Nach Protesten und Alternativ-Vorschlägen will Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63, parteilos) am Dienstag eine Entscheidung verkünden.
Der angekündigte Einschnitt hätte drastische Folgen: "Der Trainingsbetrieb wäre nicht mehr abgesichert. Der Status als Olympia-Stützpunkt droht verloren zu gehen", warnt Stephanie Schneider (32), Vereins-Chefin des Chemnitzer Eislauf-Club e.V..
"Sportler und Trainer müssten zum Trainieren beispielsweise nach Dresden ausweichen - wo die Flächen längst vereist sind - und würden womöglich ganz abwandern. Auch das Eismärchen könnte nach Corona nun schon zum dritten Mal nicht stattfinden."
Der Verein startete eine Petition und erhielt in nur drei Tagen rund 10.000 Unterschriften von Unterstützern. Außerdem reichte er eigene Vorschläge zum Energiesparen ein. "Wir könnten beispielsweise die Eisdicke von vier bis fünf auf 3,5 Zentimeter reduzieren. Die Eishockeyspieler würden sich mit etwas weicherem Eis arrangieren", so Schneider.
Ein Ausweg, der den Zeitdruck aus dem Thema nehmen würde, wäre die vorläufige Vereisung bis Jahresende, meint Stadtrat Andreas Marschner (42, CDU). "Die Finanzierung bis dahin ist mit dem aktuellen Wirtschaftsplan gesichert. Danach hätten die Stadträte mitzuentscheiden, wie es weitergeht. Das wäre bei der Tragweite dieses Themas für Chemnitz angemessen."
Titelfoto: Kristin Schmidt