Große Sorgen um Zukunft Chemnitzer Kaufhof-Gebäude: "Wir brauchen dringend Plan B"
Chemnitz - Was ist die beste Strategie für die Zukunft des Chemnitzer Kaufhofs? Bei den Stadträten reichen die Meinungen von Rettung um jeden Preis bis zur Option, das Gebäude zu kaufen.
CDU-Fraktions-Chef Tino Fritzsche (60): "Der Oberbürgermeister sollte nicht warten, bis die Kaufhof-Chefs nach Chemnitz kommen, sondern selbst zur Konzernspitze reisen. Sollte es ein zukunftsfähiges Konzept geben, könnte man über städtische Mittel zur Umfeldgestaltung reden, die eine Rettung unterstützen. Parallel brauchen wir dringend einen Plan B."
Volkmar Zschocke (53, Grüne) hält den Einfluss der Stadt auf Entscheidungen des Kaufhauskonzerns für begrenzt: "Ich erwarte, dass die für den Einzelhandel relevanten Planungen auf die Stärkung der Innenstadt und Vermeidung von Leerstand gerichtet werden. Wir brauchen eine Lösung, die den Mitarbeitenden eine Perspektive gibt."
Die AfD-Fraktion will einen Beschlussantrag in den Stadtrat einbringen, der notfalls den Kauf des Gebäudes durch die Stadt vorsieht, um eine Nachnutzung steuern zu können. "Wir erwarten sofortiges Handeln im Rahmen aller Möglichkeiten", so Fraktions-Chef Volker Dringenberg (50).
Dieter Füsslein (81, FDP) ist auf besondere Weise mit dem gläsernen Warenhaus verbunden. Er plädiert für eine Rettung notfalls auf Stadtkosten: "Der Kaufhof muss geöffnet bleiben, selbst wenn wir als Stadt die Mietzahlungen übernehmen. Bei Leerstand werden die restlichen Händler der Innenstadt mitgerissen. Parallel braucht es stadtplanerisch mehr Dampf für die Innenstadt."
Star-Architekt Helmut Jahn zeichnete den Prachtbau
Der gläserne Kaufhof ist ein Werk des Star-Architekten Helmut Jahn (1940-2021). Ihn nach Chemnitz zu holen, war ein Coup, den Bauunternehmer Dieter Füsslein (81) einfädelte.
"Wenn man solche Leute erreichen will, darf man keine E-Mails schreiben. Ich bin nach Berlin gefahren, in sein Büro gegangen und habe gesagt, dass ich ihn dringend in Sachsen brauche", so Füsslein.
"Helmut Jahn ist dann mit dem Zug nach Chemnitz gekommen und wir sind zum Rathaus gegangen. Dort hat er sich auf die Treppen gesetzt, auf die Brache gegenüber geschaut und die Grundzüge des Gebäudes skizziert, wie es heute dort steht. Die Skizzen habe ich immer noch, erzählte der 81-Jährige.
Titelfoto: Uwe Meinhold