Gewählt! Er ist der neue Ordnungsbürgermeister von Chemnitz

Chemnitz - In Zukunft leitet ein Polizist die Geschicke des Chemnitzer Ordnungsamtes.

Knut Kunze (52) ist neuer Ordnungsbürgermeister von Chemnitz.
Knut Kunze (52) ist neuer Ordnungsbürgermeister von Chemnitz.  © Kristin Schmidt

Bei der Wahl im Stadtrat am Mittwoch wurde Knut Kunze (52, parteilos) zum Nachfolger von Ordnungsbürgermeister Miko Runkel (61, parteilos) bestimmt. Wie seinerzeit der Ex-Richter Runkel ist auch Kunze, bislang Leiter des Polizeireviers Chemnitz-Nordost, von der Linken-Fraktion in Stellung gebracht worden.

Beim Wahl-Krimi setzte sich der Polizeidirektor gegen drei Juristen durch: Renata Marwege (55, SPD), Volker Dringenberg (50, AfD) sowie Alexander Haentjens (52, CDU). Im ersten Wahlgang hatte noch der CDU-Kandidat die Nase vorn: Als 25 Stimmen auf Haentjens entfielen und 0 auf den Kandidaten der AfD war klar, dass die rechten Stadtratsfraktionen mit Dringenberg als Schein-Kandidaten vor allem den Linken-Kandidaten verhindern wollten, auf den zunächst 23 Stimmen entfielen.

In der Stichwahl zwischen Haentjens und Kunze wechselte dann offensichtlich die SPD ins linke Lager. Von den acht Stadtrats-Stimmen, die zuvor auf Kandidatin Marwege entfielen, erhielt Polizist Knut Kunze sieben und gewann somit das Kopf-an-Kopf-Rennen mit 30 zu 26 Stimmen.

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Gegenkandidat und AfD-Fraktionsvorsitzender Dringenberg erklärte das Abstimmungsverhalten folgendermaßen: "Unsere Unterstützung für Alexander Haentjens honorierte, dass es mit ihm einen Kandidaten mit einer in bestimmten Bereichen besseren Qualifikation für dieses Amt gab."

Ein Wahl-Krimi mit überraschendem Ergebnis: Für den 52-jährigen Polizisten war es selbst eine riesige Überraschung: "Das deutliche Wahlergebnis ist eine Bestätigung meiner Person und Arbeit in Chemnitz." Wichtig sei ihm jedoch zu betonen, dass er zum Rollenwechsel in der Lage sei, das Dezernat nicht als "Polizist" leiten werde.

Fast freundschaftlich legte Miko Runkel, der nach fast 14 Jahren aufhört, beim Gratulieren den Arm um seinen Nachfolger. "Wir wollen uns bald zusammensetzen und miteinander reden. Eine sicher notwendige Unterstützung", erklärt der neue Ordnungsbürgermeister Knut Kunze.

Amtsinhaber Miko Runkel (61, parteilos, l.) gratulierte Knut Kunze (52) zum Wahlsieg.
Amtsinhaber Miko Runkel (61, parteilos, l.) gratulierte Knut Kunze (52) zum Wahlsieg.  © Kristin Schmidt

Am Ende lachte der Polizist

Redakteur Gabriel Schwab (28)
Redakteur Gabriel Schwab (28)  © Kristin Schmidt

Kommentar von Gabriel Schwab

Kommen drei Juristen und ein Polizist in ein Rathaus: Was sich zunächst wie die Einleitung eines Witzes anhört, war bei der gestrigen Wahl des Chemnitzer Ordnungsbürgermeisters gar nicht so lustig.

So musste sich Knut Kunze in der Fragerunde ordentlich für sein fehlendes Jura-Studium rechtfertigen. Manche sprachen ihm die Kompetenz zum Ordnungsbürgermeister gänzlich ab. Die rechtsextreme Fraktion Pro Chemnitz/Freie Sachsen konfrontierte ihn gar mit dem Vorwurf, die Verwaltung hätte extra für ihn die Ausschreibung frisiert.

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Auch der erste Wahlgang war nicht zum Lachen - spätestens als verkündet wurde, dass der Kandidat der AfD, der eigene Fraktionsvorsitzende Volker Dringenberg, keine einzige Stimme bekam. Nun war klar, dass die Blauen, wie bei der Sozialbürgermeisterwahl im vergangenen Juni, in Verhinderungsposition gehen. Die Stimmen des rechten Stadtratsflügels wanderten zum Volljuristen Haentjens.

In einem Punkt hatten die Stadträte recht: Ein Ordnungsbürgermeister ist der Advokat in der Bürgermeisterrunde. Nicht selten wandern in Stadtratssitzungen fragende Blicke zum Noch-Amtsinhaber Miko Runkel, wenn Dezernatsleiter und OB sich über rechtliche Fragen unsicher sind. Aber um die Rolle des Rechts-Experten auszufüllen, braucht es kein Jura-Studium.

Mit seinen 30 Jahren im Polizeidienst bringt Knut Kunze jede Menge Expertise im kommunalen Ordnungsrecht mit. Und ein Blick in die Biografie des 52-Jährigen zeigt, dass Kunze jemand ist, der sich in neue Gebiete einarbeiten kann und will. Nachgeholtes Abitur, nachgeholtes Studium - am Ende den Master in der Tasche und Chef bei der Polizei.

Der Ausgang: Am Ende lachte der Polizist. Die drei Juristen gingen nach Hause. Knut Kunze zieht ins Rathaus. Kein Witz.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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