Fraktionen fordern erweiterte Lehramts-Ausbildung an TU Chemnitz
Chemnitz - So viel Einigkeit ist selten: Gleich sieben im Stadtrat vertretene Parteien setzen sich für eine erweiterte Lehrerausbildung in Chemnitz ein.
Konkret wollen die Grünen, CDU, die Gemeinschaft Die Linke/Die PARTEI sowie die SPD-Fraktion, dass an der TU auch ein Studium zum Oberschullehrer möglich ist.
Bislang werden in Chemnitz allein Grundschullehrer ausgebildet. Die FDP hat dazu einen eigenen Antrag formuliert.
Dem fraktionsübergreifenden Antrag zufolge soll der OB beauftragt werden, sich im Einvernehmen mit der TU um die Etablierung des Studienganges Lehramt an Oberschulen einzusetzen, um hierdurch u.a. die Bedarfe in Chemnitz und Südwestsachsen erfüllen zu können. Parallel fordern die Fraktionen eine Kampagne des städtischen Wirtschaftswerbers CWE zur Anwerbung potenzieller Interessenten.
Die FDP möchte noch eine Schippe drauflegen. Laut Stadtrat Jens Kieselstein (42) fordert sie in einem Ergänzungsantrag ein Modellprojekt, damit angehende Lehrer bereits während des Studiums - statt erst danach - an Schulen praxisnah tätig werden.
In einer Stellungnahme äußerte die Stadtverwaltung Sympathie für die erweiterte Ausbildung, verweist auf Gespräche mit der TU - und auf die Zuständigkeit des Landes.
Lage ist prekär
Kommentar von Torsten Hilscher
Mehr Lehrerausbildung in Chemnitz - es ist ein guter Vorschlag, den der Stadtrat da nahezu geschlossen macht. Denn die Lage am Markt ist prekär.
An Chemnitzer Schulen sowie in ganz West- und Mittelsachsen sind Hunderte offener Lehrer-Stellen zu besetzen. Und noch immer wandert rund ein Drittel der jungen Lehrer nach dem Referendariat aus Sachsen ab. Das sind nicht mehr so viele wie noch vor ein paar Jahren, aber noch immer zu viele.
Eine Offensive für ein Studium an der TU Chemnitz auch außerhalb des Grundschulbereichs ist also richtig (für das Studium zum Grundschullehrer gibt es übrigens mehr Bewerber als Plätze). Doch zuständig ist nicht die Stadt Chemnitz.
Zuständig sind die Fachministerien in Dresden und die TU Chemnitz. Hier wie dort laufen die Prüfungen.
Das ist kein Zeitschinden. Wollen doch für die neuen Studiengänge selbst Lehrkräfte gefunden werden. Weil später zudem genügend Studenten da sein müssen, ist es wiederum richtig, dass die Stadträte auf eine Kampagne in unseren Regionen drängen.
Nicht zu vergessen: Wenn immer mehr Seiteneinsteigern die Möglichkeit zum Lehrerberuf gegeben wird, muss auch Abiturienten der Zugang erleichtert werden. Grundschullehrer darf zum Beispiel nur der mit einem Notenschnitt (Numerus clausus = NC) von 1,5 werden. Wer auf "Lehramt Deutsch" studieren will, braucht einen NC von 1,8.
Titelfoto: Bildmontage: TU Chemnitz/Jacob Müller, Kristin Schmidt