Diebe klauen Kunst am Chemnitzer Schauspielhaus: Warum lässt die Stadt das Gelände so verwahrlosen?
Chemnitz - Aus dem Chemnitzer Schauspielhaus ist ein verlorener Ort geworden: Am Eingang liegt altes Laub und Müll. Diebe machen sich an dem Gebäude zu schaffen.
Ende 2021 fand hier die letzte Vorstellung statt. Seitdem steht die Spielstätte leer und verwahrlost zunehmend. Die Sanierungspläne liegen auf Eis. Statt Bauarbeitern machen sich nun Diebe an dem Gebäude zu schaffen.
Die prägnanten Türgriffe in Maskenform wurden kürzlich gestohlen. Die Messingarbeit stammt vom Berliner Metallbildhauer Armin Kühn (82), der auch die Türen der Stadthalle schuf.
Seine Frau Helgard ist bestürzt über den Verlust: "Nach all den Jahren! Kluge Stadtverwalter hätten daran denken können, solche wunderbaren Dinge zu sichern."
Auch Gästeführerin Edeltraud Höfer (68), die Touristen und Einheimischen bei Rundgängen die Geschichte und Kunst des Parks der OdF näherbringt und auch das Schauspielhaus vorstellt, ärgert sich.
"Warum wird das Außengelände nicht gepflegt? Dass sich Diebe geradezu eingeladen fühlen, ist nicht verwunderlich. Sollen die Gäste der Kulturhauptstadt das Areal in einem so verwahrlosten Zustand vorfinden?"
Vorkehrungen gegen weitere Schäden getroffen
Die Stadtverwaltung bestätigt auf Nachfrage den Diebstahl: "Der Verlust ist seit 21. August bekannt. Es wurde Anzeige gestellt."
Um weitere Schäden zu vermeiden, wurden Vorkehrungen getroffen: "Mögliche abbaubare Elemente werden eingelagert. Zudem erfolgt eine tägliche Bestreifung in den Abendstunden durch einen Sicherheitsdienst", teilte eine Sprecherin mit.
Außerdem "wird noch im Herbst eine grundhafte Grünpflege für das Areal beauftragt". Die verschwundenen Masken sollen, wenn möglich, durch Repliken ersetzt werden.
Möglich wäre dies. Helgard Kühn: "Die Zeichnungen der Arbeiten sind noch vorhanden. Mein Mann, der die Rechte an dem Entwurf innehat, könnte sie nachfertigen."
Darum wird hier schon seit über zwei Jahren nicht gebaut
Das Schauspielhaus sollte ab 2022 umfassend saniert und ab 2026 wieder genutzt werden. Veranschlagt waren 16 Millionen Euro.
Nach ersten Untersuchungen und statischen Erkundungen der Substanz explodierten die geschätzten Baukosten auf 34 Millionen Euro. Daraufhin wurde der Baustart abgesagt. Bis auf Weiteres bleibt der Spinnbau die Spielstätte für Schauspiel und Figurentheater.
Die Stadtspitze beschloss Ende Februar 2024 eine Neubewertung des gesamten Projekts. "Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Ergebnisse werden voraussichtlich im vierten Quartal vorliegen", teilte die Stadt auf Nachfrage mit.
Titelfoto: Kristin Schmidt