Das könnte Chemnitz Millionen kosten: Statistisches Landesamt korrigiert Einwohnerzahl
Chemnitz - Chemnitz wächst - sagt zumindest die Stadt. 251.699 Menschen lebten laut kommunalem Melderegister Ende 2024 mit Hauptwohnsitz hier, 214 mehr als im Vorjahr. Doch das Statistische Landesamt in Kamenz winkt ab: Nur rund 245.500 Chemnitzer seien es tatsächlich. Ein Unterschied von mehr als 6000 Menschen! Das sorgt jetzt für Ärger.

Was wie ein bürokratischer Streit klingt, geht fürs Rathaus ans Eingemachte: Je weniger Einwohner offiziell gezählt wurden, desto weniger Geld gibt’s vom Staat. "Eine geringere Einwohnerzahl führt tendenziell zu geringeren Schlüsselzuweisungen", bestätigt die Stadtverwaltung.
Für 2025 rechnet Chemnitz mit 315 Millionen Euro, 2026 sollen es 290 Millionen sein. Rechnet man hypothetisch mit rund 1200 Euro pro Kopf, würden bei 6200 fehlenden Einwohnern rund sieben Millionen Euro weniger fließen.
Eine genaue Summe kann die Stadt bis jetzt nicht ableiten - zu viele weitere Faktoren wie Steuerkraft, Schülerzahlen oder die Entwicklung anderer Städte spielen hinein.
Aber der Zusammenhang ist klar: Weniger gezählte Menschen bedeutet weniger Geld.
Zwei Ämter, zwei Methoden

Der Kern des Problems: zwei Ämter, zwei Methoden. Die Stadt zählt nach Melderegister - also wer seinen Erstwohnsitz in Chemnitz hat, wird gezählt.
"Die Daten des Statistischen Landesamtes sind Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2022", erklärt das Statistische Landesamt auf Nachfrage.
Das bedeutet: Hier werden die kommunalen Meldedaten durch eine stichprobenartige Befragung bei zehn Prozent der Bevölkerung ergänzt. In Chemnitz führte das zu einer deutlichen Korrektur nach unten.
"Der Zensus ist eine Art Inventur, mit der überprüft wird, wie genau die Melderegister die Realität abbilden", heißt es weiter. Also ob die gemeldeten Chemnitzer tatsächlich auch hier leben.
Letztendlich sind die Zahlen aus Kamenz die Rechtsgrundlage. Für Chemnitz bedeutet das: Die höhere Zahl aus dem Melderegister zählt nicht. Die Stadt will das nicht hinnehmen und versucht, die Differenzen zu klären.
Titelfoto: Bildmontage: Kristin Schmidt, IMAGO / imagebroker