Chemnitz - Die Chemnitzer Linke geht mit einem jungen Wahl-Chemnitzer ins Rennen um das Direktmandat für Berlin. Marten Henning (28) ist gebürtiger Hamburger und lebt erst seit gut zwei Jahren hier. TAG24 hat ihn im Park für die Opfer des Faschismus getroffen.

"Dieser Park ist ein guter Kontrast zur nicht grünen Innenstadt und damit städtebaulich sehr interessant", meint Henning. "Und der Gedenktag für die Opfer des Nazi-Regimes ist für mich ein sehr wichtiger Tag [Anm. d. Red.: Interviewtermin war der 27. Januar]. Dieses Mahnmal ist künstlerisch sehr gut gelungen."

Für Chemnitz als seine Wahlheimat entschied sich 28-Jährige, der sich selbst als "internationaler Mensch" bezeichnet, nach seiner Rückkehr aus dem Senegal.

"Ich hatte zwischen Sachsen und Thüringen überlegt. Den Osten Deutschlands kannte ich noch nicht, und es sollte eine größere Stadt sein. Da mir Erfurt zu klein war und ich mich in Chemnitz direkt wohlgefühlt habe, bin ich hierhergezogen."

Die Stadt habe Potenzial, meint der junge Germanist, und die Mieten hätten auch zur Entscheidung beigetragen.

Seit den Massenaustritten nach der Saarland-Wahl 2022 ist der Sohn einer Deutsch-Kanadierin Mitglied der Linken: "Ich dachte damals, jetzt muss ich Farbe bekennen. Die Linke ist die einzige Partei, die noch Menschenrechte vertritt und die Ostdeutschland noch im Wahlprogramm hat."

Chemnitz müsse als Teil von Ostdeutschland selbstbewusster werden und gerade jetzt im KuHa-Jahr seine Kultur und Weltoffenheit zeigen: "Wir sind nicht dieses rechtsradikale Loch, als das wir seit 2018 oft wahrgenommen werden."

Konkret will sich Henning in Berlin für die ICE-Anbindung von Chemnitz und auch für mehr Steuergerechtigkeit starkmachen: "Im Chemnitzer VW-Werk gibt es eine hohe Wertschöpfung, doch die Steuern landen in der Zentrale in Wolfsburg."

Und jenseits von Germanistik und linker Politik? "Ich bin sehr naturverbunden und mag Ahornsirup, was vielleicht auf meine kanadischen Wurzeln zurückzuführen ist."

Marten Henning (28) hat die ersten 18 Jahre seines Lebens in Hamburg verbracht. Nach dem Abitur an einem humanistischen Gymnasium studierte er dann Deutsche Sprache und Literatur in Freiburg (Breisgau).

2018 ging Henning für ein Jahr nach Toronto (Kanada) und machte dort seinen ersten Master-Abschluss. Nach einem weiteren Studienjahr in Hamburg und einem Auslandsjahr im Senegal zog es ihn 2022 in seine Wahlheimat Chemnitz. Hier arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für mittelalterliche Germanistik an der TU.

Gleichzeitig trat er den Linken bei. Marten Henning ist Single, hat keine Kinder und lebt in Altchemnitz.