Chemnitzer Rathaus-Irrsinn: Diese Kreuzung wird doppelt saniert
Chemnitz - Chemnitz lässt eine erst 2022 neu gemachte Straßenkreuzung im Ortsteil Altendorf schon wieder aufreißen. Anlieger sind entsetzt, die Verwaltung nennt es "ärgerlich, aber leider alternativlos".
Es geht um die Rudolf-Krahl-/Albert-Schweitzer-Straße. Im Mai 2022 hatte das Tiefbauamt dort Gehwegvorsprünge zurückgebaut.
"Um Synergieeffekte zu nutzen", so das Rathaus, "wurde die notwendige grundhafte Sanierung des gesamten Kreuzungsbereiches mit ausgeführt."
Der neue Asphalt hielt nur zehn Monate. Im März rissen Arbeiter wieder alles auf, damit ESC und inetz bis Mai 2023 Leitungen verlegen können. Begründung der Stadt: "Unterschiedliche Dringlichkeiten und andere Finanzierungszeiträume."
"Kopflos" nennt Anwohner Jens Haubold (54) das Vorgehen. Monika Gerlach (67) bekräftigt: "Steuergeld wird hier zum Fenster rausgeschmissen."
Wegen der Baustelle musste die Stadt erneut Umleitungen in Altendorf anordnen. "Wenn das Klinikum Feierabend hat, haben wir überall Staus", schimpft Anett Haubold (53).
Ilona Wunder (74) weiß, warum viele Bürger über die Doppel-Baustelle schimpfen. "Hier geht es um Steuergeld."
Thomas Meyer (62), Präsident Bund der Steuerzahler Sachsen, lobt die TAG24-Recherche: "Selten werden Kommunen bei Doppel-Arbeiten auf frischer Tat erwischt." Schlimm findet er die Aussage der Stadt, ESC und inetz würden die Kreuzung "als Ausgleich auf eigene Kosten erneuern". Meyer: "Am Ende zahlen es doch die Bürger."
Zu viele Fehler
Kommentar von Bernd Rippert
Die Fehler häufen sich: Im Chemnitzer Baudezernat läuft offenbar einiges schief.
Fehler Nr. 1 ist mit Händen zu greifen: Die Super-Mega-Baustelle in der Bahnhofstraße wird zum zweiten Mal verlängert. Autofahrer, Radler und Fußgänger sind extrem genervt.
Bock Nr. 2 ist kaum zu fassen: Das Tiefbauamt lässt in Altendorf eine Kreuzung grundsanieren - um sie zehn Monate später wieder aufzureißen, weil Leitungen verbuddelt werden müssen. Wohlgemerkt: Die Grundsanierung für zehn Monate geschah im Wissen um die kommenden Bauarbeiten.
Ärgernis Nr. 3 ist eine Dauerbaustelle: Keiner kümmert sich um das Industriebaudenkmal der Wanderer-Werke. Seit Monaten stehen Fenster und Türen offen, zerstören Einbrecher das Meisterwerk von innen. Alles bekannt im Rathaus, keiner greift durch.
Zusammenfassen unter Punkt 4 lassen sich die vielen Straßenbaustellen auf einmal in der Stadt. Verkehrsteilnehmer stehen fast täglich vor neuen Überraschungen und Umleitungen.
Ich halte zwar viel vom Baubürgermeister Michael Stötzer - ein kompetenter und freundlicher Mensch -, aber vielleicht sollte er seine Fachleute mal auf den Pott setzen. Sie machen einfach zu viele Fehler.
Titelfoto: Ralph Kunz