Chemnitzer Müllsortieranlage vor dem Aus: Nun hat die Stadt ein Nachhaltigkeitsproblem
Chemnitz - Die Abfall-Behandlungsanlage am Weißen Weg steht vor dem Aus. Seit 2005 werden hier Wertstoffe aus jährlich rund 80.000 Tonnen Müll aussortiert. Spätestens Ende Mai 2025 soll damit Schluss sein.
Das sieht eine Vereinbarung des Abfallzweckverbandes vor, der Chemnitz demnächst notgedrungen zustimmen muss. Auf dem Spiel steht die Entsorgungssicherheit.
Das Betriebsende für die Sortieranlage hatte der Abfallwirtschaftsverband Chemnitz (AWVC), zu dem auch noch die Landkreise Mittelsachsen und Erzgebirge gehören, bereits Ende Juni mehrheitlich beschlossen. Hintergrund sind die gestiegenen Kosten für die Entsorgung von vorbehandeltem Abfall.
Die noch ausstehende Zustimmung der Stadt Chemnitz haben die beteiligten Landkreise zur Voraussetzung für den Start der anstehenden EU-weiten Ausschreibung für die Restabfallverwertung ab Mitte 2025 gemacht, die in den nächsten Wochen erfolgen muss. Bürgermeister Knut Kunze (52) mahnt: "Damit besteht dringender Handlungsbedarf."
Nun muss der Stadtrat abstimmen - und damit einen im Jahr 2000 beschlossenen Grundsatz über Bord werfen. Danach ist für Chemnitzer Müll "die thermische Restabfallbehandlung ohne vorherige mechanische biologische Behandlung zur Gewinnung von Wertstoffen ausgeschlossen".
Die Grünen sind wenig erfreut über diese Zwickmühle. Fraktions-Chefin Manuela Tschök-Engelhardt (54): "Das ist ein Desaster. Wir haben das Carlowitz-Center, sind die Stadt der Nachhaltigkeit - und dann passiert so was. Besonders bitter ist, dass der Beschluss schon im Sommer gefasst wurde und wir erst jetzt davon erfahren, wo die Zeit für Alternativen fehlt."
Titelfoto: Kristin Schmidt