Chemnitzer protestieren gegen geplante Kita-Schließungen

Chemnitz - Bis 2028 sollen in Chemnitz zehn Kindertagesstätten ihre Pforten schließen – zwei davon bereits im kommenden Jahr. Dieser Plan der Stadtverwaltung stößt bei Eltern auf massives Unverständnis. Eine Petition gegen die Schließungen ist bereits gestartet.

Die Eltern und Kinder der Kita "Lupinio" wehren sich gegen die Schließung.
Die Eltern und Kinder der Kita "Lupinio" wehren sich gegen die Schließung.  © Maik Börner

Die geplanten Schließungen in Chemnitz sorgen bei den betroffenen Familien für Empörung. Eltern und Erzieher der Kita "Zwergenland" (Reichenhainer Straße) protestierten am heutigen Montag im Rathaus lautstark mit Trillerpfeifen und Trommeln.

"Ich finde es unverschämt, was hier passiert", kritisierte Sören Lösch (37), dessen Tochter Ida (4) die Kita besucht.

Auch Silke Rutsatz (33), Mitglied im Elternrat der Kita "Lupinio" (Neue Straße), engagiert sich gegen die Schließungen. Ihre Petition für den Erhalt der Kitas wurde bereits von über 2000 Menschen unterzeichnet.

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"Es ist sehr schade, dass immer bei Familien und Kindern gespart wird", sagte Rutsatz.

Der Elternrat plant zudem eine Protestversammlung auf dem Markt.

Die Kinder der Kita "Zwergenland" aus Bernsdorf machten am Montag im Rathaus ordentlich Krawall.
Die Kinder der Kita "Zwergenland" aus Bernsdorf machten am Montag im Rathaus ordentlich Krawall.  © Kristin Schmidt

Über 900 Plätze sollen abgebaut werden

Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (65, parteilos).
Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (65, parteilos).  © Kristin Schmidt

Von den Schließungen betroffen sind folgende Standorte in Chemnitz: Reichenhainer Straße 33 (zwei Kitas, Schließung 2025), Fritz-Reuter-Straße 30 (Schließung 2025), Harthweg 2, Neue Straße 2, Albert-Schweitzer-Straße 71, Friedrich-Hähnel-Straße 7, Alfred-Neubert-Straße 55/57, Robert-Siewert-Straße 68/70 und Fürstenstraße 263.

Die Stadtverwaltung begründet dies damit, dass die Geburtenzahlen in den vergangenen Jahren zurückgegangen seien. Es gebe derzeit rund 1000 freie Kitaplätze im Stadtgebiet.

Mit der Schließung der zehn Kitas sollen über 900 Plätze abgebaut werden. Entlassungen bei den Erziehern soll es keine geben.

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"Wir können allen Eltern wohnort- oder arbeitsplatznah einen alternativen Platz anbieten", so Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (65, parteilos).

Anette Stolp, Abteilungsleiterin für Kitas im Jugendamt Chemnitz, stellte die Schließungspläne vor.
Anette Stolp, Abteilungsleiterin für Kitas im Jugendamt Chemnitz, stellte die Schließungspläne vor.  © Kristin Schmidt

Der falsche Weg

Kommentar von Sebastian Gogol

Die Kindertagesstätte "Lupinio" (Neue Straße 2) in Reichenbrand soll bis 2028 geschlossen werden.
Die Kindertagesstätte "Lupinio" (Neue Straße 2) in Reichenbrand soll bis 2028 geschlossen werden.  © Maik Börner

"The same procedure as every year!" Der bekannte Satz aus dem Sketch "Dinner for One" ist wohl jedem ein Begriff. Das Zitat hängt offenbar auch in so manchem Bürozimmer des Rathauses.

In den vergangenen Jahren wurden Kürzungspläne im Kinder-, Jugend- und Familienbereich offenbar auch zur Standardprozedur. Vor allem gegen Jahresende, wenn es um die Absegnung des Doppelhaushalts für die nächsten zwei Jahre geht, kommt der Rotstift zum Vorschein.

Doch bei den Kitas sollte der Rotstift lieber im Kasten gelassen werden. Diese sind weit mehr als bloße Betreuungseinrichtungen – sie sind soziale Ankerpunkte für Familien und Kinder.

Der Wegfall von wohnortnahen Kitas bedeutet längere Anfahrtswege, weniger Flexibilität für berufstätige Eltern und eine geringere Wahlmöglichkeit in der pädagogischen Betreuung. Eltern wollen nicht nur irgendeinen Platz, sie wollen einen, der zu ihren Bedürfnissen und denen ihrer Kinder passt.

Das Argument, es gebe derzeit 1000 freie Kitaplätze, klingt zwar auf den ersten Blick plausibel, greift jedoch zu kurz. Es ignoriert, dass Geburtenzahlen schwanken. An der Zukunft unserer Kinder zu sparen, ist der falsche Weg.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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