Bald kein Geld mehr fürs Chemnitzer Wildgatter? Streichliste sorgt für Unverständnis
Chemnitz - Auf der Streichliste zum neuen Doppelhaushalt steht auch das Wildgatter in Rabenstein - ein Vorhaben, das bei der BSW-Fraktion und dem Förderverein "Tierparkfreunde" auf großes Unverständnis stößt.
Am heutigen Freitag überreichte das BSW dem Förderverein einen Spendenscheck in Höhe von 1000 Euro.
"Ich finde es erstaunlich, dass jemand auf die Idee kam, das Wildgatter zu schließen", äußert sich BSW-Stadtrat Dietmar Holz (65) kritisch.
Er bemängelt die fehlende Abstimmung im Vorfeld: "Es kommen Dinge auf die Liste, die vorher nicht besprochen wurden. Das ist keine gute Politik und schadet der Stadtentwicklung."
Laut Maßnahmenplan der Stadtverwaltung könnte das Wildgatter Ende 2026 geschlossen werden. Im bevorstehenden Doppelhaushalt gibt es jedoch noch keine finanziellen Einsparungen.
Stattdessen entstehen zunächst Kosten für den Rückbau und die Unterbringung der Tiere, bevor Einsparpotenziale realisiert werden können. Der Stadtrat wird im Januar über den Plan abstimmen.
Kleiner Lichtblick für das Wildgatter
Thomas Paarmann (57), Vorsitzender des Fördervereins, zeigt sich ebenfalls irritiert: "Warum wird jetzt über eine Schließung nachgedacht, obwohl in den letzten Jahren viel investiert wurde?"
Erst im September sei eine neue Dachsanlage für 130.000 Euro fertiggestellt worden.
In den vergangenen Jahren wurden zudem neben einem Wildkatzengehege (115.000 Euro) rund 300.000 Euro in Volieren, Hochstände sowie die Luchs- und Wisentanlage investiert - finanziert zu einem großen Teil aus Spenden und Mitteln des Fördervereins.
Die BSW-Fraktion übergab dem Verein den Spendenscheck aus Sitzungsgeldern der von ihr beantragten Sondersitzung des Stadtrats vom 11. November. Der Betrag wurde von der Fraktion zusätzlich aufgerundet – ein kleiner Lichtblick inmitten der kontroversen Debatte.
War alles umsonst?
Kommentar von Sebastian Gogol
Die geplante Schließung des Wildgatters ist ein Symbol für kurzsichtige Politik. In den vergangenen Jahren wurde viel in die Anlage investiert - von Spenden und Tierpatenschaften bis hin zu Fördergeldern. Sollte der Stadtrat die Schließung absegnen, wären all diese Bemühungen vergebens.
Jedoch wäre der Preis, den alle zahlen müssen, umso höher: Es würde eine wichtige Institution unserer Stadt verloren gehen.
Seit Jahrzehnten bietet die Anlage Familien, Schulklassen und Naturfreunden einen Ort der Begegnung und des Lernens. Kinder erleben Tiere hautnah, Schüler lernen Respekt vor der Natur, und Spaziergänger genießen eine Oase der Ruhe.
Solche Orte sind kein Luxus, sondern essenziell für die Lebensqualität in einer Stadt. Dass Kommunen in schwierigen Zeiten Einsparungen vornehmen müssen, steht außer Frage. Doch die Frage ist, wo diese Einsparungen ansetzen.
Eine Schließung des Wildgatters wäre ein schwerer Fehler – ein Verlust, der durch kurzfristige finanzielle Vorteile nicht aufgewogen werden kann. Einrichtungen wie diese gehören auf die Liste des Erhalts, nicht auf die Streichliste.
Titelfoto: Bildmontage: Sven Gleisberg, Ralph Kunz (2)