Anti-AfD-Demo in Chemnitz: 12.000 Teilnehmer setzen klares Zeichen
Chemnitz - 200 Teilnehmer waren in Chemnitz angekündigt, 12.000 kamen und skandierten "Nazis raus!": Chemnitz setzte am Sonntag mit der Demo "Zusammen gegen Rechts - AfD-Verbot jetzt" ein klares Zeichen. Die größte Demo in Chemnitz seit Jahren, größer als die Aufzüge im August/September 2018.
Aufgerufen hatten die Gruppen "Chemnitz Nazifrei" sowie "Fridays For Future", Grüne und Linke. Als sich das Areal am Nischel füllte, sperrte die Polizei die Brückenstraße. Am Ende war von Rawema-Haus bis Congress-Hotel alles voller Menschen.
Als die Veranstalter, überrascht vom Andrang, genügend Ordner gefunden hatten, sprach Tim Detzner (45, Linke) von einem starken Zeichen gegen Rechtsextremismus: "Die AfD spaltet unser Land".
Bernhard Herrmann (58, Grüne) sagte: "Es gibt viele Ängste in Deutschland. Die Antwort darauf darf niemals Populismus sein." Ein Teilnehmer sprach von einer "Chemnitzer Stimme gegen die Dunkelheit".
Friedlich zogen die Teilnehmer - die Polizei sprach am Ende von rund 12.000 Menschen - jeden Alters aus allen Gruppen der Gesellschaft durchs Zentrum.
Es gab Kundgebungen vor der AfD und erneut am Nischel. Hier sprach unter anderem Erik Neubert (27, Grüne) von der Verantwortung aller: "Ein AfD-Verbot darf nicht alles sein. Demokratie wird überall verteidigt, bei der Arbeit, in Schule und Verein."
Die Polizei meldete einen friedlichen Verlauf. Unterwegs gab es zwei Dutzend Platzverweise für Störer.
Erstmeldung: 21. Januar, 16.14 Uhr, zuletzt aktualisiert: 20.13 Uhr
Täglich für unsere Demokratie einsetzen
Kommentar von Bernd Rippert
Gut 12.000 Demonstranten in Chemnitz gegen Rechtsextremismus sind mal ein Statement. Sie zeigen, dass in dieser Stadt viele nicht mehr einverstanden sind mit der politischen Entwicklung in unserem Land.
Rechtsextreme Parteien bekommen immer mehr Zulauf, erreichen bei Umfragen in Sachsen mehr als 30 Prozent. Diese Entwicklung droht unsere Gesellschaft lahmzulegen. Es ist sicher auch nicht gut für die Demokratie, wenn Extremisten - so der Verfassungsschutz - Macht bekommen.
Die jüngsten Berichte um geheime Absprachen, Ausländer und Andersdenkende zu deportieren, brachten das Fass zum Überlaufen. Bundesweit gingen am Wochenende Millionen auf die Straße. In Chemnitz nicht erwartete 12.000.
Doch seien wir ehrlich: Eine Großdemo macht noch keinen Politikwechsel in unserem Land. Wir müssen uns täglich für unsere hart erkämpfte Demokratie einsetzen und verfassungsfeindlichen Aussagen immer widersprechen.
Wir müssen streiten um den richtigen Weg und dabei wissen, dass radikale Lösungen in die Sackgasse führen.
Titelfoto: Kristin Schmidt