Akuter Lehrermangel in Chemnitz: Ab August sollen auch Absolventen unterrichten
Chemnitz - Der Lehrermangel ist ein großes Problem, besonders in Chemnitz: Immer mehr Unterricht fällt aus, die Schüler sind auf sich selbst gestellt. Auf Einladung seiner Chemnitzer CDU-Kollegen kam Kultusminister Christian Piwarz (47) am Mittwochabend zum Krisengespräch ins Turmbrauhaus. Dort wurde er mit einer Menge Kritik konfrontiert.
Der Keller des Chemnitzer Turmbrauhauses war bis auf den letzten Stuhl besetzt, als Kultusminister Christian Piwarz konstatierte: "Mittlerweile haben wir die Kapazitäten, um bis zu 2700 Erstsemestler im Lehramt auszubilden. Wir haben jetzt das zweite Wintersemester in Folge die Situation, dass wir diese 2700 Plätze nicht voll bekommen."
Die Auswirkungen spüren die Schüler und ihre Eltern am stärksten: "Meine Tochter hat je eine Minusstunde in beiden Hauptfächern. Sie hat gerade große Schwierigkeiten, im Lernstoff mitzukommen, weil aufgrund des Lehrermangels der Lernstoff zu wenig vermittelt werden kann", sagte Mario Gottschalk (49), dessen Tochter ans Goethe-Gymnasium in Chemnitz geht.
Drastischer schilderte Dreifach-Vater Peer Leichsenring (45) die Situation: "Mein jüngster Sohn hat zum Beispiel wegen des Lehrermangels nur eine Physikstunde in der Woche. Über nicht wiederholtes, selbst beigebrachtes Wissen werden dann stellenweise auch Klausuren geschrieben."
Als Lösungsmöglichkeiten für den Lehrermangel, von dem besonders Oberschulen betroffen sind, nannte Christian Piwarz unter anderem: "Wir müssen gucken, dass wir den Bereich der Seiteneinsteiger für breitere Gruppen öffnen", was jedoch nicht bedeute, dass dies zulasten der Qualität gehen dürfe.
Ab 1. August sollen auch Absolventen mit einem passenden Fachhochschul-Abschluss an Schulen lehren können sowie Bachelor-Absolventen und Erzieher im Bereich der Förderschulen.
Titelfoto: dpa /Marijan Murat