AfD-Kandidat Michael Klonovsky: "Dafür soll Merkel in der Hölle schmoren!"

Chemnitz - Wer wird die Stimme der Chemnitzer im Bundestag? In den kommenden Tagen stellt TAG24 alle Direktkandidaten für die Bundestagswahl vor, die für den Chemnitzer Wahlbezirk antreten und einer der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien angehören. Heute: Michael Klonovsky (59, AfD).

Redakteur Gabriel Schwab (l.) im Gespräch mit dem Bundestagskandidaten der AfD Michael Klonovsky (59).
Redakteur Gabriel Schwab (l.) im Gespräch mit dem Bundestagskandidaten der AfD Michael Klonovsky (59).  © Uwe Meinhold

TAG24: Herr Michael Klonovsky, wo sehen Sie die größte Stärke von Chemnitz – wo die größte Schwäche

Klonovsky: "Die größte Stärke ist die Verbindung von Universität, Wirtschaft und einem offenbar noch nicht so überhitzten Wohnungsmarkt. Die größte Schwäche sehe ich im Ruf der Stadt. Dieser Ruf wurde von einer Lüge der Kanzlerin befördert, für die sie sich immer noch zu entschuldigen hat. Man hat Chemnitz zur Nazistadt, zur Stadt der Hetzjagden gemacht, anstatt sich mit dem eigentlichen Problem zu befassen."

TAG24: Sie sind AfD-Kandidat von Chemnitz, wohnen aber in München und sind nicht Parteimitglied – wie kommt es zu dieser Konstellation?

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Klonovsky: "Ja, wir sind eben eine bunte und tolerante Partei. Ich bin gebürtiger Sachse, ich sympathisiere mit diesem Bundesland – je länger die Wiedervereinigung zurückliegt, desto mehr. Wegen der auf gesundem Menschenverstand gegründeten Resistenz beziehungsweise Renitenz, die sich hier ausgebildet hat.

Ich kandidiere für den Bundestag und nicht für den Landtag. Insofern finde ich die Frage, ob ich tatsächlich aus dem Ort komme, für den ich kandidiere, nicht so wichtig. Indem ich etwas für Deutschland tue im Bundestag, tue ich automatisch etwas für Sachsen und für Chemnitz."

TAG24: Im Volksmund heißt es "Wahlkreisvertreter": Insofern ist es schon interessant, welche konkreten Chemnitzer Belange Sie im Bundestag durchsetzen wollen.

Klonovsky: "Sie können als einfacher Bundestagsabgeordneter, wenn Sie nicht Darling der Kanzlerin sind, wenig bis nichts für Ihren Wahlkreis durchsetzen. Was haben denn die Chemnitzer Bundestagsabgeordneten für Chemnitz getan? Seit Ewigkeiten wird von einem ICE-Anschluss geredet, aber passiert ist nichts. Das ist gar kein Vorwurf, es liegt im Wesen der Sache.

Der Bundestag selbst führt ja nur noch ein Schattendasein, denn zwei Drittel aller Gesetze und Verordnungen kommen inzwischen aus Brüssel. Ein Kandidat, zumal ein Oppositionskandidat, kann für seinen Wahlkreis effektiv wenig machen. Er kann nur zuhören, was die Menschen auf dem Herzen haben, und sich für gesamtdeutsche Belange einsetzen."

"Ich finde sowieso, dass sich der Staat viel zu viel Geld nimmt"

Michael Klonovsky findet, dass man den Steuerfreibetrag ruhig verdoppeln könnte.
Michael Klonovsky findet, dass man den Steuerfreibetrag ruhig verdoppeln könnte.  © Uwe Meinhold

TAG24: Kommen wir zum Wahlprogramm. Thema "Bildung" - hier befürchtet die AfD eine Über-Akademisierung Deutschlands. Tatsächlich schlägt der Deutsche Gewerkschaftsbund Alarm: 2020 gab es erstmals seit 40 Jahren weniger als 500.000 Vertragsabschlüsse. Der DGB sieht das Problem aber im Ausbildungsangebot. Wie kann man dem Problem begegnen?

Klonovsky: "Wie ist das Problem entstanden? Der Grundfehler ist ein egalitärer Bildungsgedanke, der sagt: Letztlich sind alle Kinder gleich begabt, und jeder soll die Chance haben, Abitur zu machen. Man fördert nicht die Guten, sondern hebt die Schwächeren in den Status von Guten. Wenn sich das als Zeitgeist verfestigt, entsteht ein Zerrbild der Leistungsfähigkeit.

Dann wollen viele studieren. Das funktioniert natürlich nicht in den Naturwissenschaften, sondern eher in den Geisteswissenschaften. Dort haben wir eine Überproduktion von Akademikern – nicht in der Physik oder in der Pharmazie. Diese Leute studieren sich in die Armut. Das zu ändern, heißt einen Mentalitätswandel herbeiführen: Es ist besser, ein wohlhabender Schreiner zu sein als ein armer Politologe."

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TAG24: Sie sehen ein massives Problem in der Inflation, gepaart mit steigenden Energiekosten. Die Lösung sehen sie in der Anhebung des Steuer- und Kinderfreibetrags. Können Sie das konkretisieren?

Klonovsky: "Der Steuerfreibetrag liegt gerade bei knapp 10.000 Euro – den kann man ruhig verdoppeln. Ich finde sowieso, dass sich der Staat viel zu viel Geld nimmt. Es gibt zu viele Staatsbeamte, zu viele Politiker – der nächste Bundestag soll über 900 Mitglieder haben, nur der chinesische Volkskongress ist größer! Das kann man alles halbieren. Die Österreicher haben durch ihre Steuerreform den Bürgern jährlich 6 Milliarden Euro gelassen. Hochgerechnet auf unsere Einwohnerzahl wäre das schon eine Menge Holz."

"Man kann das Steueraufkommen mühelos halbieren"

Das Steueraufkommen kann nach Aussage von Michael Klonovsky mühelos halbiert werden. (Symbolbild)
Das Steueraufkommen kann nach Aussage von Michael Klonovsky mühelos halbiert werden. (Symbolbild)  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

TAG24: Gleichzeitig gibt es die AfD-Forderung nach Abschaffung von Energie-, Grund- und Gewerbesteuer: Wie soll das in der Summe funktionieren? Die Mindereinnahmen lassen sich doch im Haushalt gar nicht kompensieren.

Klonovsky: "Ich würde sagen, man kann das Steueraufkommen mühelos halbieren, und dann eben auf einiges verzichten, was mit Steuergeldern finanziert wird."

TAG24: Und zwar?

Klonovsky: "Migrationskosten, EU-Umverteilung. Oder den sogenannten Kampf gegen rechts. Die Bundesregierung hat dafür eine Milliarde Euro veranschlagt für die nächsten vier Jahre."

TAG24: Da sehen Sie eine Verschwendung von Steuergeldern?

Klonovsky: "Ja."

TAG24: Können Sie das begründen?

Klonovsky: "Wieso soll man ein politisches Spektrum herausgreifen und mit Steuergeldern bekämpfen?"

TAG24: Aber wir reden hier doch von Rechtsextremismus…

Klonovsky: "Offiziell. Tatsächlich richtet sich der Kampf gegen rechts gegen die Opposition. Ein Großteil des Geldes erhalten Stiftungen und Verbände, die vor allem gegen die AfD agieren. Solche Leute stehen dann bei meinen Veranstaltungen auf der anderen Straßenseite und halten Schilder hoch mit der Aufschrift 'Nazi'.

Meine Frau kommt aus Israel, dass sie so gut wie keine Verwandten hat, haben die echten Nazis angerichtet, meine Kinder sind in München auf die jüdische Schule gegangen, und dann hält man mir so eine Parole vor die Nase. Ich nenne das immer: die Nazimentalität auf der Suche nach Nazis. Für den Kampf gegen den echten Rechtsextremismus sind die Polizei und der Verfassungsschutz zuständig.

Der Kampf gegen rechts aber ist Geldverschwendung, so ähnlich wie die Energiewende. Das ist ein einziges Subventionsverschwendungsgeschäft, das uns die teuerste Energie der Welt beschert hat. Pro Jahr werden allein 27 Milliarden Euro über die EEG-Umlage umverteilt, ungefähr die Hälfte davon stammt aus privaten Haushalten, das heißt letztlich, das Geld fließt aus der Tasche der Aldi-Kassiererin über die Stromrechnung in die Aktiendepots von Grundbesitzern und Investorengruppen. Wir müssen die Atomenergie reaktivieren – dann lösen sich ganz viele Probleme von selbst."

"Aus dem Endlager Gorleben wird ein Rohstofflager"

Laut Michael Klonovsky gibt es "neue Generationen von Reaktoren". (Archivbild)
Laut Michael Klonovsky gibt es "neue Generationen von Reaktoren". (Archivbild)  © Arne Dedert / dpa / picture alliance / dpa

TAG24: Wobei bei allen Bundestagsparteien Punkte im Wahlprogramm verankert sind, die die sozial Schwachen bei der Energiewende entlasten sollen.

Klonovsky: "Sie meinen die Rückerstattung von dem, was als CO2-Aufpreis gezahlt wurde?"

TAG24: Genau.

Klonovsky: "Wobei hier die Frage ist: Wer zahlt’s denn dann? Irgendwoher muss das Geld ja kommen. Außerdem werden wieder Apparate benötigt: Da braucht es Leute, Behörden, mehr Staat, um das alles zu berechnen und das Geld zurückzutransferieren. Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht? Wir sind uns nicht zu fein, den Atomstrom aus dem Ausland zu importieren, wenn bei uns kein Wind weht, warum stellen wir ihn nicht selber her?"

TAG24: Vielleicht aus Angst vor den Nebenwirkungen?

Klonovsky: "Es gibt eine neue Generation von Reaktoren, ein Prototyp ist der russische BN-800. Diese Reaktoren werden in der Lage sein, sogar die abgelagerten Atombrennstäbe – die nur zu fünf Prozent verbraucht sind – nahezu vollständig zu verbrennen. Das heißt: Aus dem Endlager Gorleben wird ein Rohstofflager. Technologien entwickeln sich."

"Bund, Länder und Kommunen geben jährlich deutlich mehr für Migranten aus"

Nach Aussage von Michael Klonovsky sind Klimaflüchtlinge Überbevölkerungsflüchtlinge.
Nach Aussage von Michael Klonovsky sind Klimaflüchtlinge Überbevölkerungsflüchtlinge.  © Uwe Meinhold

TAG24: Es gibt eine Prognose von Greenpeace: Bis 2040 soll es 200 Millionen Klimaflüchtlinge geben. Ausgehend davon müsste das Thema Klima bei der AfD doch Top-Priorität haben, oder?

Klonovsky: "Klimaflüchtlinge sind Überbevölkerungsflüchtlinge."

TAG24: Punkt?

Klonovsky: "Punkt. Und wenn der CO2-Ausstoß das wirkliche Problem ist, an dem die Menschheit in Kürze zugrunde gehen wird, dann frage ich mich, warum die Grünen noch Zeit haben, über Gendern zu reden und sich nicht zum klimaneutralen Atomstrom bekehren. Neulich erklärte mir ein CDU-Mann, dass ein neues Atomkraftwerk 20 Milliarden Euro kosten würde. Na und? Bund, Länder und Kommunen geben jährlich deutlich mehr für Migranten aus."

TAG24: Hier lautet die Forderung der AfD: Grenzzäune statt Einwanderung, Abschiebung statt Familienzuzug. Wenn die AfD die Flüchtlingsfrage nicht in Deutschland klären will, will sie wenigstens die Fluchtursachen in den Herkunftsländern bekämpfen?

Klonovsky: "Ich habe vorgeschlagen, dass man aus dem Soli einen Investitionsfonds für Afrika macht, mit dem dort Wirtschaftsprojekte ganz gezielt gefördert werden. Die Entwicklungshilfe war eine riesige Geldverschwendung, die letztlich nur die Fuhrparks von Diktatoren aufgestockt hat. Deswegen bräuchte es Experten, die sich an Ort und Stelle auskennen und sicherstellen, dass das Geld sinnvoll investiert wird.

Im Übrigen zum Begriff Flüchtling: Ich akzeptiere ihn nicht. Das sind fast alles junge, kräftige Männer. Das sind keine Alten, Kranken oder Frauen mit Kindern. Es ist eine Zumutung, was Angela Merkel mit ihrer Willkommenskultur angerichtet hat. Das war der größte biopolitische Eingriff in der deutschen Geschichte seit 1945. Und der ist nicht korrigierbar. Das werde ich dieser Frau nie verzeihen. Dafür soll Merkel in der Hölle schmoren."

"Wenn ich in eine Krebsstation gehe oder in ein Altersheim, ist das natürlich etwas Anderes"

Im Kampf gegen Rechts sieht Michael Klonovsky eine Verschwendung gegen Steuergeldern. Das Bild zeigt eine rechtsextreme Kundgebung ein Jahr nach den Ausschreitungen 2018. (Archivbild)
Im Kampf gegen Rechts sieht Michael Klonovsky eine Verschwendung gegen Steuergeldern. Das Bild zeigt eine rechtsextreme Kundgebung ein Jahr nach den Ausschreitungen 2018. (Archivbild)  © Harry Härtel

TAG24: Anderes Thema: Die AfD ist gegen eine Maskenpflicht. Sind Sie das als Nicht-Partei-Mitglied auch?

Klonovsky: "Es kommt drauf an, wo man sich aufhält. Im Freien hat sie keinen Sinn. Wenn ich im ICE sitze und eine Frau sich fünf Sitze weiter darüber aufregt, dass ich meine Maske zu weit unten habe, ist das einfach Balla-Balla. Wenn ich in eine Krebsstation gehe oder in ein Altersheim, ist das natürlich etwas Anderes."

TAG24: Grade nach ihrem Bundesparteitag, an dem sich die AfD extrem gegen die Corona-Schutzmaßnahmen positionierte, gab es die Kritik, die Partei wolle zum verlängerten Arm der "Querdenken"-Bewegung werden. Finden Sie diese Kritik berechtigt?

Klonovsky: "Das sind so plakative Formulierungen. Aber natürlich gibt es Verbindungen."

TAG24: Lassen Sie sich impfen?

Klonovsky: "Nein. Ich hatte Corona."

"Weil ich im Parlament wirklich deutsche Interessen vertreten werde"

Michael Klonovsky möchte im Bundestag "wirklich deutsche Interessen" vertreten.
Michael Klonovsky möchte im Bundestag "wirklich deutsche Interessen" vertreten.  © Uwe Meinhold

TAG24: Letzte Frage, Herr Klonovsky, warum sollten die Chemnitzer Sie am 26. September wählen?

Klonovsky: "Weil ich im Parlament wirklich deutsche Interessen vertreten werde. Und zwar auf eine Art und Weise, die zumindest eines garantieren würde: Die Menschen bekämen für Ihre GEZ-Gebühren abwechslungshalber ein bisschen Show."

Titelfoto: Uwe Meinhold

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