"Polizeiruf" und "Tatort": Viele Spuren führen nach Chemnitz

Chemnitz - Gerade wird das 50-jährige Jubiläum des "Polizeiruf 110" gefeiert, am Sonntagabend (23.35 Uhr, Das Erste) gibt es eine Doku zur erfolgreichsten TV-Krimi-Serie Ostdeutschlands. Seine Schöpfer - und auch die des West-"Tatorts" - kommen aber aus Chemnitz und der Region.

Beliebte DDR-Polizeiruf-Ermittler: Leutnant Vera Arndt (Sigrid Göhler), Oberleutnant Jürgen Hübner (Jürgen Frohriep) und Oberleutnant Manfred Bergmann (Jürgen Zartmann).
Beliebte DDR-Polizeiruf-Ermittler: Leutnant Vera Arndt (Sigrid Göhler), Oberleutnant Jürgen Hübner (Jürgen Frohriep) und Oberleutnant Manfred Bergmann (Jürgen Zartmann).  © Herbert Schulze/DRA

"Ich habe 1963 meinen Facharbeiter-Abschluss als Dreher im VEB Germania Karl-Marx-Stadt gemacht", sagt Eberhard Görner (76). Der gebürtige Niederwürschnitzer und spätere Schriftsteller gehörte 1971 zum Polizeiruf-Erfinderteam. Görner schrieb dafür sieben Drehbücher, sein letztes für die Kreuzfahrt-Folge "Big Band Time" (1991).

Der Heimat-Bezug ist ihm wichtig. "Ich habe immer versucht, Geschichten zu entwickeln, die im Chemnitzer Raum spielen", schildert Görner.

Auch andere Polizeiruf-Macher nahmen sich das zu Herzen. So wurde "Trüffeljagd" (1981) mit einem jungen Henry Hübchen als labilem Einbrecher unter anderem in Chemnitz und im Erzgebirge gedreht. Die Folge läuft am 22. Juni, um 22.55 Uhr, im MDR.

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Zudem waren zweimal Romane des Chemnitzer Autors Hasso Mager (1920-1995) Polizeiruf-Vorlagen. Zwei seiner Krimis sowie fünf andere seiner Bücher können in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden.

Auch im Erzgebirge wurden seinerzeit "Polizeiruf 110"-Szenen, wie hier zur Folge "Trüffelschwein", gefilmt.
Auch im Erzgebirge wurden seinerzeit "Polizeiruf 110"-Szenen, wie hier zur Folge "Trüffelschwein", gefilmt.  © Walter Küpers/DRA

Polizeiruf-Schöpfer orientierte sich nicht an "Tatort"-Drehbüchern

Eberhard Görner (76) ist einer der Erfinder der 1971 gestarteten TV-Krimi-Serie "Polizeiruf 110".
Eberhard Görner (76) ist einer der Erfinder der 1971 gestarteten TV-Krimi-Serie "Polizeiruf 110".  © xM.xWehnertx/xFuturexImage

"Ich werde immer gefragt, ob ich mich am erstmals 1970 erschienen 'Tatort' orientiert habe: Nein, wir hatten ein anderes Gesellschaftssystem und wollten die Missstände in der DDR aufzeigen - Kriminalität bringt nichts!", stellt Görner klar.

Er war aber mit dem Tatort-Schöpfer Gunther Witte (1935-2018) befreundet. Dieser arbeitete bis zu seiner Flucht aus der DDR im Jahr 1961 als Dramaturg an den Städtischen Theatern Karl-Marx-Stadt.

Doch inhaltlich krachte es zwischen den beiden in Chemnitz gestählten TV-Krimi-Pionieren. Görner: "Uns war die realistische Darstellung wichtig. Deswegen gab es auch keine Kunstfiguren wie Schimanski." Der von Götz George (1938-2016) verkörperte Tatort-Ermittler wurde wegen seines Verhaltens auch "Ruhrpott-Rambo" genannt.

Aus Chemnitz zum "Tatort": Gunther Witte (1935-2018) arbeitete vorher an den Städtischen Theatern, dazu gehört auch die Oper.
Aus Chemnitz zum "Tatort": Gunther Witte (1935-2018) arbeitete vorher an den Städtischen Theatern, dazu gehört auch die Oper.  © Horst Galuschka/imago images

Chemnitz muss im Gegensatz zu Dresden, Leipzig und dem Erzgebirge übrigens weiter auf einen festen TV-Krimi-Spielort warten. "Wir können nur so viele 'Tatorte' und 'Polizeirufe' vergeben und entscheiden aus den Angeboten, die uns erreichen. Aktuell haben wir keines, das in Chemnitz angesiedelt ist", sagt MDR-Sprecherin Bianca Hopp.

Titelfoto: Herbert Schulze/DRA, Walter Küpers/DRA

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