Zu viel Staub? Anwohner erzwingt Abriss-Stopp an Chemnitzer Esse

Chemnitz - Dicke Luft beim Abriss der alten Esse im Heizkraftwerk Altchemnitz! Laut TAG24-Informationen ruhen die Arbeiten derzeit aufgrund einer Anwohnerbeschwerde. Doch ein Blick vor Ort erzählt eine andere Geschichte.

Der Schornstein des Heizkraftwerks Altchemnitz soll abgerissen werden.
Der Schornstein des Heizkraftwerks Altchemnitz soll abgerissen werden.

Seit einer Woche läuft der Abriss des 225 Meter hohen Schornsteins. Die Vorbereitungen dafür begannen bereits im September 2024. Nun gibt es einen Baustopp - aufgrund einer Anwohnerbeschwerde wegen massiver Staubbelastung während der Arbeiten.

Das bestätigt auch der Energieversorger eins, der den Abriss wegen der Baufälligkeit des "kleinen Bruders vom Lulatsch" in Auftrag gab.

"Aktuell versuchen wir, gemeinsam mit der beauftragten Firma Mende die Bauabläufe weiter zu optimieren, um die Belastungen für die Anwohner gering zu halten", so eine Sprecherin des Unternehmens.

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eins geht davon aus, dass die Arbeiten in den kommenden Tagen fortgesetzt werden.

Anwohner in unmittelbarer Nähe zur Baustelle berichten von keiner besonderen Staubbelastung

Anwohner der Südstraße haben bislang noch nichts vom Staub mitbekommen.
Anwohner der Südstraße haben bislang noch nichts vom Staub mitbekommen.

Zudem verweist der Versorger auf die Info-Veranstaltung vom 28. August 2024, bei der Anwohner über mögliche Lärm- und Staubbelastungen informiert wurden. Weitere Details wurden bislang nicht kommuniziert.

Ist der Abriss-Staub wirklich so belastend? TAG24 hat vor Ort nachgefragt - und dabei ein anderes Bild erhalten. Anwohner der Süd- und Würschnitzstraße, deren Wohnhäuser sich in unmittelbarer Nähe zur Baustelle befinden, berichten von keiner besonderen Staubbelastung.

"In den vergangenen Tagen habe ich davon nichts bemerkt", sagt ein Anwohner, der lieber anonym bleiben möchte. Auch aus seiner Hausgemeinschaft habe sich niemand beschwert: "Das hätte ich mitbekommen." Eine ältere Anwohnerin bestätigt: "Hier ist alles normal."

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Auch vier weitere Mieter aus beiden Straßen ziehen das gleiche Fazit: "Vom Staub keine Spur."

Viel Staub um nichts?

Eine Fahrstuhlkonstruktion wurde an der 225 Meter hohen Esse installiert.
Eine Fahrstuhlkonstruktion wurde an der 225 Meter hohen Esse installiert.

Kommentar von Sebastian Gogol

Ein Mysterium geht um in Altchemnitz: die Staubwolke! Staub beim Abriss eines 225 Meter hohen Riesen-Schlots - wer hätte das gedacht? Doch genau dieser Staub soll nun dafür gesorgt haben, dass die Arbeiten an der alten Esse in Altchemnitz vorerst ruhen. War das wirklich nötig?

Anwohner vor Ort konnten bislang keine massive Staubbelastung feststellen. Verstaubte Fenster? Fehlanzeige. Dennoch hat der Energieversorger eins bestätigt, dass die Bauabläufe weiter optimiert werden sollen, um die Belastungen für die Anwohner so gering wie möglich zu halten - ein sinnvoller Schritt, schließlich sollten Umweltbelastungen bei einem Abriss nicht einfach ignoriert werden.

Doch die eigentliche Bewährungsprobe steht noch bevor: Mitte Mai beginnt der Rückbau der äußeren Röhre - mit einem spinnenartigen Spezialbagger und Hydraulikhammer. Dann dürfte die Staub- und Lärmbelastung unweigerlich zunehmen.

Die entscheidende Frage wird sein: Steigt damit auch die Zahl der Beschwerden? Fakt ist: Der Schornstein muss weg - mit oder ohne dicke Luft. Bald wird sich zeigen, ob sich das Staub-Mysterium in Altchemnitz wirklich bewahrheitet.

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