Wut-Brief ausgehängt: Bahn-Mitarbeiter sauer auf SPD-Politiker
Chemnitz - Zugausfälle, Platzprobleme, Verspätungen - die Bahnstrecke zwischen Chemnitz und Leipzig ist zum dauernden Ärgernis geworden. Das Zugpersonal fängt den Ärger der Fahrgäste als Prellbock ab - und wehrt sich jetzt mit einem offenen Brief, der als Aushang auf der berüchtigten Strecke des RE6 der Mitteldeutschen Regiobahn (MRB) tagelang mitfuhr.
Die Breitseite richtet sich gegen den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Detlef Müller (59) - selbst gelernter Lokführer.
Die Bahner werfen dem Verkehrspolitiker vor, dass "Sie die Beschäftigten der MRB, welche täglich aufgrund der verfehlten Verkehrspolitik der Ampelregierung zum Puffer für verärgerte Reisende werden, öffentlich an den Pranger stellen".
Das als Erfolg gefeierte 49-Euro-Ticket werde ausschließlich auf dem Rücken des Zugpersonals ausgetragen.
Müller hatte zuletzt gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Bernhard Herrmann (57, Grüne) eine "Teil- oder Komplettkündigung des Verkehrsvertrages" mit der MRB gefordert.
Die frustrierten Zugbegleiter fühlen sich von Ex-Bahner Müller im Stich gelassen und kritisieren, er habe "sich im Rahmen der Vorstellung neuer Züge feiern lassen", aber nicht das Gespräch mit ebenfalls anwesenden MRB-Lokführern gesucht.
Detlef Müller antwortete ausführlich auf den Wutbrief und stellte klar, "dass an keiner Stelle Kritik an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geübt wurde. Unsere Kritik richtet sich daher ausschließlich und direkt an die Geschäftsführung der Transdev Regio Ost." Er lud die Unterzeichner außerdem zu einem offenen Gespräch in sein Wahlkreisbüro ein.
Sebastian Drechsler (31) von der Bahninitiative begrüßt die Einladung: "Um eine tragfähige Lösung für die Probleme auf der Strecke zu finden, ist es wichtig, die Mitarbeiter einzubeziehen."
Titelfoto: Kristin Schmidt, privat, Uwe Meinhold