Chemnitz - Gruppenkuscheln im Regionalexpress! Das ist auf der Strecke des RE6 zwischen Chemnitz und Leipzig keine Seltenheit. Der Grund: ein Mini-Zug.

Freitagvormittag im Chemnitzer Hauptbahnhof: Gegen 9.25 Uhr rollt der Regionalexpress in Richtung Leipzig ein, der Bahnsteig ist rammelvoll. Die Fahrgäste trauen ihren Augen kaum. Nur ein einziges Zugteil tuckert in den Bahnhof - an den Türen beginnt ein Gedrängel und Gequetsche.

Das DB-Service-Personal, das am Bahnsteig für Ordnung sorgt, bekommt den Fahrgast-Frust ab. "Dann setzen Sie doch endlich mal längere Züge ein", schimpft ein Mann. Die DB-Frau entgegnet: "Ich kann doch nichts dafür."

Immerhin: Nach minutenlanger Quetscherei kann der Zug abfahren, allerdings völlig überfüllt. Heiß, eng und unbequem - so hatten sich viele die Fahrt nicht vorgestellt.

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An den Unterwegsbahnhöfen geht der Wahnsinn weiter. Fahrradfahrer werden vom Bahn-Personal abgewiesen, da verständlicherweise kein Platz mehr ist.

Wie Tiere eingepfercht stehen die Menschen im Zug und warten sehnsüchtig auf die Ankunft im Leipziger Hauptbahnhof. "Mama, ich halt es nicht mehr aus", sagt ein Kind zu seiner Mutter, die zwischen den stehenden Menschen auf dem Boden ihre Tochter beschäftigen muss.

Aber warum setzt die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) auf dieser Strecke nicht längere Züge ein? Grund dafür sei auf Nachfrage von TAG24 ein Fahrzeug, das durch einen Unfall nicht eingesetzt werden kann. Der Mini-Zug diente als Ersatz. Erst am Freitagnachmittag war der Unfall-Zug wieder einsetzbar.

Doch kann sich die MRB nicht einfach Züge leihen? "Leider ist dies in der Praxis nicht so einfach umsetzbar", so ein Sprecher des Verkehrsunternehmens.

"Fahrzeuge müssen die technischen Voraussetzungen für den Betrieb auf einer Strecke mitbringen, so zum Beispiel maximale Geschwindigkeit, geeignete Antriebstechnologie (Diesel oder Strom) oder Länge des Fahrzeugs. Darüber hinaus können nur gleiche Zugtypen gekuppelt werden, daher benötigt man Fahrzeuge gleicher Baureihen."

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Auch die Züge auf Abstellgleisen seien nicht immer einsetzbar. Diese können defekt sein oder warten auf ihre nächste planmäßige Fahrt. "Eine Abstellung bedeutet daher nicht, dass die Züge für einen regulären Einsatz zur Verfügung stehen", so der Sprecher.

Der Mini-Zug sorgte bereits am vergangenen Wochenende für Frust und Ärger. Dabei wurde kurz vorher versprochen, an Wochenenden längere Züge auf der Strecke einzusetzen. Wegen ausgefallenen Klimaanlagen wurde aus der geplanten XXL-Bahn allerdings ein Mini-Zug.

Das soll nun Geschichte sein: An diesem Wochenende plant die MRB laut eigenen Aussagen den Einsatz der XXL-Züge. Alles aber offenbar leere Versprechungen! Denn: Auf der MRB-Seite warnt das Unternehmen weiter vor "Zugschwächung" bis Samstagabend.

Für die Fahrgäste heißt das: zittern und hoffen, dass nicht doch wieder ein Mini-Zug über die Gleise tuckert.