Weil es keinen Nachfolger gibt: Lehmanns Café in Chemnitz muss schließen

Chemnitz - Bitter! Ein Kult-Café in Chemnitz muss nun schließen.

Christina und Wolfgang Lehmann (beide 76) haben die Gaststätte gemeinsam aufgebaut.
Christina und Wolfgang Lehmann (beide 76) haben die Gaststätte gemeinsam aufgebaut.  © Kristin Schmidt

Seit fast 35 Jahren gehört Lehmanns Café zum Heckert und ist damit genauso Kult wie die "Platte" im zeitweise zweitgrößten Neubaugebiet der DDR.

Die Inhaber Christina und Wolfgang Lehmann (beide 76) haben sich mit ihrem Lebenswerk den Traum der Selbstständigkeit erfüllt.

Doch irgendwann muss Schluss sein, das Rentenalter ist längst überschritten.

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Findet sich kein Nachfolger, muss die beliebte Einkehr in wenigen Monaten schließen.

"Es wäre schon schade, wenn es nicht weitergeht. Aber wir können nicht warten, bis wir umfallen", sagt Wolfgang Lehmann mit bedrückter Stimme.

Schon seit vielen Jahren sucht das Ehepaar einen Nachfolger. Doch jegliche Bemühungen liefen ins Leere.

Zwar gibt es viele Kinder und Enkel. Die sitzen aber beruflich fest im Sattel. "Gastronomie bedeutet auch, an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten. Heute reden alle von Work-Life-Balance. Wir haben unser Herzblut hier reingesteckt", sagt Christina Lehmann.

Bis heute kommen Stammkunden aus Chemnitz und der Region in Lehmanns Café.
Bis heute kommen Stammkunden aus Chemnitz und der Region in Lehmanns Café.  © Kristin Schmidt
An einer alten Eingangstür des Hauses hängen historische Fotos.
An einer alten Eingangstür des Hauses hängen historische Fotos.  © Kristin Schmidt
1984 haben die Besitzer das Grundstück mitten im Plattenbaugebiet gekauft.
1984 haben die Besitzer das Grundstück mitten im Plattenbaugebiet gekauft.  © Repro: Kristin Schmidt

Wenn sich bis Mai kein Nachfolger findet, gehen die Lichter aus

Im Mai feiert das Gasthaus seinen 35. Geburtstag. Es könnte ein trauriger Monat werden.
Im Mai feiert das Gasthaus seinen 35. Geburtstag. Es könnte ein trauriger Monat werden.  © Repro: Kristin Schmidt

Mit Umsätzen hatte Lehmanns Café nie Probleme. Die Bücher sind voll, es gibt viele Stammkunden. "Eis und Kuchen bereiten wir selbst zu", so Christina Lehmann. Hinzu kommt die Pension mit 13 Betten.

Regelmäßig finden im Haus Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen statt. Für ihr Engagement für die Tage der jüdischen Kultur in Morgenleite/Markersdorf erhielten die Lehmanns 2014 sogar den Chemnitzer Friedenspreis.

Entstanden ist die Gaststätte 1985 aus einer Ruine. Wolfgang Lehmann war damals in der Industrie tätig, seine Frau Christina Kosmetikerin. Beide wagten die Selbstständigkeit, steckten Hunderttausende in den Gebäudekomplex. Nach der Eröffnung 1988 gab es mehrere Umbauphasen.

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"Ich bin bereit, im Preis entgegenzukommen - und wir stehen vielen Vorschlägen offen gegenüber", sagt Wolfgang Lehmann. Das Ehepaar hat sich eine letzte Frist gesetzt: Findet sich bis Mai kein Nachfolger, gehen danach die Lichter aus.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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