Chemnitz - Wer seine Kinder am Donnerstag in die Kita bringen wollte, stand am Morgen teilweise vor verschlossenen Türen. Denn die Gewerkschaften ver.di und Erziehung und Wissenschaft (GEW) riefen die Beschäftigten der städtischen Kitas in Chemnitz zu einem eintägigen Warnstreik auf. Dabei soll mit dem Streik vor allem eine Anpassung der Arbeitsbedingungen bewirkt werden.
Bereits vor Beginn bildete sich vor dem Haus der Gewerkschaften eine lange Schlange. "Wir sind viel mehr als erwartet", bestätigte ein ver.di-Sprecher die große Anzahl der Streikenden.
Mit Schildern gewappnet versammelten sie sich schließlich in den Räumlichkeiten auf der Augustusburger Straße.
Den Mitarbeitern der Kindertagesstätten liegt insbesondere ein Thema besonders am Herzen: "In unserer Kita fehlt das Personal", sagt Isabel (43), die Erzieherin einer Kita in Chemnitz.
"Die Personal-Kind-Relation muss sich unbedingt ändern. Die Grundlage des Personalschlüssels passt nicht", fügt Janine (43) hinzu. Sie ist Erzieherin einer Kita in Glösa und möchte mit ihren Kolleginnen ein Zeichen setzen.
Große Kritik an Sachsens Personalschlüssel
Im Personalschlüssel des Landes Sachsen sei festgelegt, dass ein Erzieher für fünf Kinder im Krippenalter und für zwölf Kinder über drei Jahre zuständig ist. "Aber in Wahrheit betreut eine Fachkraft 17 bis 18 Kinder", so Janine weiter.
Die Berechnung gehe für Kindergärten zudem von einer Betreuungszeit von maximal neun Stunden pro Tag aus. Urlaub, Krankheiten und Fortbildungen der Erzieher würden nicht berücksichtigt werden.
ver.di fordert neben acht Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten und drei zusätzlichen freien Tagen für Kita-Mitarbeiter auch eine Anpassung des Personalschlüssels. Im Idealfall soll sich in Zukunft ein Erzieher um drei Kinder bis zu drei Jahren und 7,5 Kinder im Kita-Alter kümmern.