Wärme-Kameras zeigen: Das sind die heißesten Ecken von Chemnitz
Chemnitz - Ein Glück, dass der Karl-Marx-Kopf in Chemnitz auf einem Sockel steht, sonst würden sich Passanten im Sommer am Nischel die Finger verbrennen. Herausgefunden hat das die Chemnitzer Umweltfirma "Drones Team". Eine Drohne mit Wärmebildkamera maß an der Marx-Stirn 59 Grad!
Das "Marx-Fieber" überträgt sich auf die Umgebung, wie die Chemnitzer Grünen bei einer Info-Veranstaltung Anfang der Woche erfuhren.
Sylvia Uhlemann (51) vom "Drones Team": "Bei 28 Grad Lufttemperatur waren es auf der Brückenstraße 45 Grad, unter Bäumen am Rand nur 27 Grad."
Grün kühlt - diesen Effekt fand Uhlemann auch auf Dächern: "Auf der Stadthalle waren es 60 Grad, auf dem begrünten Dach des Rosenhof-Parkhauses zehn Grad weniger."
Selbst die Bäumchen am Campus in der Reichenhainer Straße leisten Hitzeschutz: 36 Grad unter den Krönchen, 46 Grad über nacktem Asphalt.
"Wir brauchen mehr Grün", sagt Stadtrat Volkmar Zschocke (53). "Im Klimawandel wird es heißer. Gefährlich für anfällige Menschen. Begrünung steigert auch die Aufenthaltsqualität - wichtig in der Innenstadt."
Zschocke: "In der Realität verliert Chemnitz Bäume, unter anderem durch Dürre und Schädlinge"
Mehr Bäume könnte sich Volkmar Zschocke außerdem zum Beispiel am Campus und in Altchemnitz vorstellen. "In der Realität verliert Chemnitz Bäume, unter anderem durch Dürre und Schädlinge."
Das "Drones Team", an dem auch Ulrich Hennig (63) und Katrin Volkmann (51) beteiligt sind, hat fünf Drohnen im Einsatz. Damit kann die Firma Luftschadstoffe messen, vor Borkenkäfern warnen, Wasserproben nehmen, mit Echolot ins Wasser schauen und mit Radar unter Asphalt.
Wärmebilder zeigen Hausbesitzern, wo sie dämmen müssen. "In Zeiten hoher Heizpreise eine gute Idee", findet Sylvia Uhlemann.
Mehr Grün, mehr Leben
Kommentar von Bernd Rippert
Chemnitz ist, von oben betrachtet, eine grüne Stadt. Bis auf wenige Flecken gibt es kaum größere Betonflächen. Doch vom Boden aus betrachtet könnte unsere Stadt mehr Bäume gebrauchen.
Ich denke dabei vor allem an die Innenstadt. Viel zu viele Flächen sind versiegelt und strahlen in den immer heißeren Sommern Hitze ab. Das ist für die meisten unangenehm, gerade für alte Menschen aber gefährlich.
Dagegen lässt sich in Chemnitz einiges tun. Allein durch großflächige Fassadenbegrünung ließe sich die Temperatur um einige Grad senken. Ein heißes Eisen ist die Debatte um eine Begrünung des Neumarkts. Angeblich liegen zu viele Kanäle und Kabel unter dem Platz, sodass eine Baumpflanzung kaum möglich wäre.
Stimmt das? Im Bau gibt es immer wieder Überraschungen - zuletzt vergiftete Erde unter der Kreuzung Bahnhof-/Zschopauer Straße. Wir haben moderne Drohnenfirmen in der Stadt, die mit Radarmessgeräten unter den Asphalt schauen können. Warum nicht etwas Geld investieren und unter den Neumarkt schauen?
Dann wissen wir, wo Bäume möglich wären und wo nicht.
Titelfoto: Maik Börner, Drones Team