Vandalen bei Chemnitzer Wanderer-Fabrik: Politiker fordern Durchgreifen

Chemnitz - Immer mehr Einbrecher und Vandalen bei Wanderer - jetzt kamen am Sonntagabend sogar Brandstifter und zündeten eine Mülltonne an. Die Polizei will nicht ermitteln. Perspektiven für das Baudenkmal in Chemnitz gibt es weiterhin nicht. Politiker schließen eine Enteignung von Wanderer nicht mehr aus.

Einbrecher und Vandalen gehen bei Wanderer ein und aus.
Einbrecher und Vandalen gehen bei Wanderer ein und aus.  © Ralph Kunz

Die Zwischenfälle kratzen an der Fabrik in der Zwickauer Straße. Einbrecher turnen durch offene Fenster und Türen. Sogar TAG24 sah einen Täter.

Die Bauverwaltung hat den Besitzer, die Berliner Immobilienfirma Falstaf, mehrfach aufgefordert, Fenster und Dach zu sichern, half auch mit der Androhung fünfstelliger Zwangsgelder nach.

Doch außer einigen Ideen wie Supermarkt, Loft-Wohnungen oder Vermietung an Start-ups passiert nichts. Angeblich wartet der Investor auf einen Käufer, der einen zweistelligen Millionenbetrag hinblättert.

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Politikern platzt der Kragen. CDU-Generalsekretär Alexander Dierks (35) tobt: "Die Wanderer-Werke sind ein besonders erhaltenswertes architektonisches Kulturgut und mit der Geschichte der Stadt verbunden. Es kann nicht sein, dass der Besitzer diese sich selbst überlässt."

Trauriges Bild: Immer mehr Fenster und Türen an der Wandererfabrik sind zerstört.
Trauriges Bild: Immer mehr Fenster und Türen an der Wandererfabrik sind zerstört.  © Ralph Kunz

CDU-Generalsekretär: Stadt muss Druck auf Besitzer ausüben!

CDU-Generalsekretär Alexander Dierks (35) ist sauer. Er fordert von der Stadt, mehr Druck auf den Besitzer auszuüben.
CDU-Generalsekretär Alexander Dierks (35) ist sauer. Er fordert von der Stadt, mehr Druck auf den Besitzer auszuüben.  © Uwe Meinhold

Dierks weiter: "Jetzt ist die Stadt gefordert, umgehend mehr Druck auf den Besitzer auszuüben und sich keine Denkverbote im Rahmen des gesetzlich Möglichen aufzuerlegen. Die Zeit drängt."

Linken-Stadtrat Klaus Bartl (72) fordert ein Ende der Geduld mit dem Wanderer-Besitzer: "Die Stadt muss durchgreifen. Das ist schon eine Frage der Autorität. Der Besitzer hält uns alle nur hin - bei Wanderer muss es zu einer Entscheidung kommen."

Gelassener sieht Unternehmer Lars Fassmann (45) die Immobilie: "Das Objekt muss gut gesichert werden, dann kommt es auf weitere zehn Jahre nicht an."

Die Feuerwehr rückte am späten Sonntag zu einer Brandstiftung an der Wandererfabrik aus.
Die Feuerwehr rückte am späten Sonntag zu einer Brandstiftung an der Wandererfabrik aus.  © Chempic
Steht wegen der Wanderer-Fabrik in der Kritik, beantwortete am Montag aber keine TAG24-Anfrage zum Thema: Baubürgermeister Michael Stötzer (49, Grüne).
Steht wegen der Wanderer-Fabrik in der Kritik, beantwortete am Montag aber keine TAG24-Anfrage zum Thema: Baubürgermeister Michael Stötzer (49, Grüne).  © Kristin Schmidt

Sanieren, verkaufen oder enteignen

Kommentar von Bernd Rippert

Meine Geduld bei den Wanderer-Werken ist erschöpft. Seit Jahren lässt ein Berliner Investor das Baudenkmal in der Zwickauer Straße verfallen. Die Stadt greift nicht durch - und riskiert so die Existenz des Gebäudes.

Was hat Wanderer nach der Wende nicht alles erlebt? Die Riesenfabrik wurde ausgeräumt. Seitdem steigen immer wieder Einbrecher ein, klauen Kupferkabel oder die Außenverkleidung. Die Stadt trägt dem Besitzer regelmäßig auf, die kaputten Fenster wieder zu schließen, hilft auch mal mit einem Bußgeld nach. Sonst passiert nichts.

2017 passierte dafür ein Mord in den abbruchreifen Nebengebäuden. Und am späten Sonntag legten Vandalen Feuer in der Nähe der Fabrik. Die Feuerwehr kam zum Löschen, sonst passiert nichts. Die Polizei ermittelt nicht mal wegen Brandstiftung.

Jetzt muss Schluss sein mit der Langmut. Der Immobilienbesitzer aus Berlin braucht Druck: Entweder Sanierung und Vermietung, Verkauf an jemanden, der/die es besser kann - oder Enteignung.

Die Stadt muss handeln, bevor es zu spät ist. Das gilt auch für das Wanderer-Fahrzeugwerk in der Jagdschänkenstraße.

Titelfoto: Ralph Kunz, Uwe Meinhold

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