Streit lähmt TU Chemnitz: Wer soll neuer Rektor werden?
Chemnitz - Ein Streit um die Führung behindert die Arbeit an der TU Chemnitz. Der Senat aus TU-Angehörigen möchte Rektor Gerd Strohmeier (46) in eine zweite Amtszeit wählen. Doch der Hochschulrat aus meist externen Fachleuten setzte den Politologen Strohmeier nicht auf die Kandidatenliste, will einen Professor der Natur- und Ingenieurwissenschaften (MINT) durchsetzen.
Ein Machtkampf zwischen den Wissenschaftsrichtungen - und um den Einfluss der Fraunhofer-Gesellschaft. Deren Präsident Reimund Neugebauer (68) ist Chef des Hochschulrates. Der Hochschulrat darf Kandidaten vorschlagen, wählte zwei Maschinenbauer und einen Chemiker aus. Gerd Strohmeier ist nicht auf der Liste, obwohl er antreten möchte. Darum verweigerte der Senat die Zustimmung.
Der Senat gab ein 180 Seiten dickes Gutachten in Auftrag. Danach soll Reimund Neugebauer versucht haben, Gerd Strohmeier durch einen Fraunhofer-freundlichen Kandidaten zu ersetzen. Der Hochschulrat hat den Vorwurf der Befangenheit gegen Reimund Neugebauer zurückgewiesen.
Der Hochschulrat, der die TU Chemnitz "auf Top-Niveau heben möchte", so ein Insider, verweist auf fast 50 Prozent Studierende im MINT-Bereich. Er könnte eine Wahl unter seinen drei Kandidaten im Erweiterten Senat durchboxen.
Ein TU-Mitarbeiter: "Das wird der Senat nicht mitmachen. Dann muss das Verwaltungsgericht entscheiden." Sicher sei, dass das lähmende Tauziehen bis ins nächste Jahr geht.
Ein Chemnitzer Unternehmer, der die TU gut kennt, ist gespannt auf den Ausgang: "Die Chemnitzer Uni läuft nicht rund, im Maschinenbau sind die Studentenzahlen rückläufig. Aber man sieht auch, wie Reimund Neugebauer Politik macht."
Titelfoto: Uwe Meinhold