Stadt gibt kein Kapital für Ankauf aus! Chemnitzer trauern Marx' "Darm" hinterher

Chemnitz - Die Skulptur "Der Darm" wird am Donnerstag von Chemnitz nach Bratislava transportiert, um dort ausgestellt zu werden. Es ist das unschöne Ende einer umstrittenen Kunstaktion. Denn der Abbau sorgt bei vielen Kulturschaffenden für mächtig Unmut.

Die Skulptur "Der Darm" stand seit Sommer 2020 auf dem Schillerplatz.
Die Skulptur "Der Darm" stand seit Sommer 2020 auf dem Schillerplatz.  © Maik Börner

Ab Donnerstag ist der Schillerplatz in Chemnitz wieder leer: "Der Darm" war als Auftragsarbeit im Rahmen des Projektes "Gegenwarten - Presences" entstanden, das im Sommer 2020 in Chemnitz stattfand. Die künstlerische Abbildung der künstlichen Innereien sollte die Ergänzung zum "Nischel" darstellen.

Für die "Gegenwarten" soll es laut Stadt eine Fortsetzung geben, dass öffentliche Plätze zeitlich begrenzte Orte von Kunstausstellungen werden. Damit sollen nachfolgende Projekte und Künstler ebenfalls die Möglichkeit haben, ihre Werke auszustellen, erklärte das Rathaus auf "TAG24"-Nachfrage.

Darum müsse auch der "Darm" weichen: "Die Stadt Chemnitz hatte weder den Plan, den Künstlerinnen das Kunstwerk 'Darm' abzukaufen, noch verfolgt sie Pläne, das Kunstwerk zurückzuholen."

Chemnitz: Nachfolger gefunden: Dieses Geschäft zieht in die ehemalige REWE-Filiale in Chemnitz
Chemnitz Lokal Nachfolger gefunden: Dieses Geschäft zieht in die ehemalige REWE-Filiale in Chemnitz

Eine falsche Entscheidung, finden manche Chemnitzer: Mehrere Kunstvereine (Klub Solitär, Chemnitzer Künstlerbund u. a.) kritisieren den Abtransport der Skulptur nach Bratislava.

Die Skulptur wurde Anfang dieser Woche in Abschnitte geteilt und wird heute nach Bratislava abtransportiert.
Die Skulptur wurde Anfang dieser Woche in Abschnitte geteilt und wird heute nach Bratislava abtransportiert.  © Maik Börner
Ferenc Csák (Leiter Kulturbetrieb der Stadt Chemnitz), Frédéric Bußmann (Generaldirektor Kunstsammlungen) und die beiden "Gegenwarten"-Kuratoren Sarah Sigmund und Florian Matzner (r.)
Ferenc Csák (Leiter Kulturbetrieb der Stadt Chemnitz), Frédéric Bußmann (Generaldirektor Kunstsammlungen) und die beiden "Gegenwarten"-Kuratoren Sarah Sigmund und Florian Matzner (r.)  © Kristin Schmidt

Wie geht die Stadt mit Kunstwerken um, wenn das Kulturhauptstadtjahr 2025 vorbei ist?

Laut Kunstsammlungs-Direktor Frédéric Bußmann (47) wird über eine dauerhafte Nachbildung des "Darms" nachgedacht.
Laut Kunstsammlungs-Direktor Frédéric Bußmann (47) wird über eine dauerhafte Nachbildung des "Darms" nachgedacht.  © Ralph Kunz

In einer gemeinsamen Stellungnahme hieß es am Mittwoch unter anderem: "Besonders schmerzt uns der Verlust dieser Arbeit auch deshalb, weil im Zuge der Bewerbung und der aktuellen Prozesse zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 oft von Nachhaltigkeit die Rede war und ist."

Dabei wird die Frage aufgeworfen, wie die Stadt mit Kunstwerken umgehen wird, wenn das Kulturhauptstadtjahr 2025 vorbei ist.

Laut Kunstsammlungs-Direktor Frédéric Bußmann (47) ist geplant, eine dauerhafte Nachbildung des "Darms" auf dem Schillerplatz zu ermöglichen. "Ich hoffe, das war noch nicht das Ende des 'Darms' in Karl-Marx-Stadt." Auch er bedauert, dass der "Darm" nach Bratislava abwandert.

Chemnitz: Chemnitzer "Weinfreunde" haben große Pläne für 2025
Chemnitz Lokal Chemnitzer "Weinfreunde" haben große Pläne für 2025

"Aber man kann es doch auch positiv sehen, denn damit findet Chemnitz einen berühmten Botschafter in der Slowakei!"

Titelfoto: Maik Börner, Ralph Kunz

Mehr zum Thema Chemnitz Lokal: