So wurde dieses Chemnitzer Café im Zweiten Weltkrieg genutzt

Chemnitz - Das "Café Schlosswald" in der Salzstraße in Chemnitz ist ein beliebtes Mietlokal. Dabei reicht die Geschichte des Traditionslokals bis in die 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Im Zweiten Weltkrieg spielte das einstige "Restaurant und Kaffee zum Schlosswald" eine wichtige Rolle.

Jörg Köhler mit einem Bild seines Großvaters Paul Köhler. Dieser betrieb das Lokal ab den 1930er-Jahren bis 1970.
Jörg Köhler mit einem Bild seines Großvaters Paul Köhler. Dieser betrieb das Lokal ab den 1930er-Jahren bis 1970.  © Kristin Schmidt

"Meine Großeltern haben beim Luftangriff auf Chemnitz 1945 einigen Chemnitzer Bürgern das Leben gerettet", sagt der Inhaber des Lokals in Schloßchemnitz, Jörg Köhler (59).

Er betreibt das "Café Schlosswald" in der vierten Generation. Urgroßvater Edmund kaufte 1920 das Lokal und baute bereits vor dem Zweiten Weltkrieg neben dem alten Bierkeller einen Luftschutzraum.

Vor dem Notausgang befindet sich noch heute eine große Betonplatte, die damals die Trümmer abwehren sollte.

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Als bei dem verheerenden Bombenangriff am späten Abend des 5. März 1945 in Chemnitz mehr als 2 100 Menschen ihr Leben verloren, waren es Lene und Paul Köhler, die in dem Luftschutzraum Zuflucht boten.

Im Luftschutzraum steht eine Truhe mit alten Fotos.
Im Luftschutzraum steht eine Truhe mit alten Fotos.  © Kristin Schmidt
Jörg Köhler (59) steht im alten Bierkeller und blickt in den Luftschutzraum.
Jörg Köhler (59) steht im alten Bierkeller und blickt in den Luftschutzraum.  © Kristin Schmidt

"Selbst der Bierkeller war voller Leute."

Jörg und Köhler (59) und Hund Balu (5) am Notausgang.
Jörg und Köhler (59) und Hund Balu (5) am Notausgang.  © Kristin Schmidt

Jörg Köhler kann aufgrund von Erzählungen seiner Großeltern aus dieser Zeit berichten. "Gegen 21 Uhr ging der Alarm. Zu diesem Zeitpunkt war das Lokal voller Leute."

Die genaue Anzahl kann der 59-Jährige nicht nennen. "Zwischen 50 und 80 Personen haben in die Schänke gepasst. Es müssten also mindestens 50 gewesen sein, die dann alle in den Luftschutzraum geflüchtet sind. Selbst der Bierkeller war voller Leute."

Zum Glück sei nichts passiert. "Nach dem Angriff haben sich alle wieder ins Lokal gesetzt und auf den Schreck etwas gegessen."

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Heute dient der alte Bierkeller als Lagerungsort. Der Luftschutzraum ist noch in seinem Originalzustand erhalten.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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