Seit Monaten Streit mit Schulamt: Blinde Chemnitzerin will unbedingt aufs Gymnasium

Chemnitz - Die blinde Chemnitzerin Silja Dana Schray (17) hat einen großen Traum: Sie möchte auf einem regulären Gymnasium lernen. Seit Monaten kämpft sie dafür, bislang ohne Erfolg. Denn das Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) Chemnitz sagt, das sei für die 17-Jährige nicht möglich.

Silja Dana Schray (17, r.) und ihre Mutter Birgit Halder (61) kämpfen dafür, dass Silja aufs Gymnasium kann.
Silja Dana Schray (17, r.) und ihre Mutter Birgit Halder (61) kämpfen dafür, dass Silja aufs Gymnasium kann.  © Ralph Kunz

Als Blinde aufs Gymnasium? Prinzipiell möglich, erklärt LaSuB-Sprecher Clemens Arndt (47) auf TAG24-Anfrage, weil es in Sachsen freie Schulwahl gibt und "eine inklusive Beschulung auch am Gymnasium möglich ist". Ob eine Schule einen blinden Schüler aufnehmen kann, wird vom Amt geprüft.

Das war auch bei der Teenagerin der Fall. Ergebnis der Prüfung: Sie braucht laut LaSuB eine Schulbegleitung, die ihr Texte vorliest, Grafiken erklärt oder sie bei Mitschriften unterstützt. Das Problem laut Silja: In Sachsen sind diese Fachkräfte nicht verfügbar und werden hier nicht ausgebildet.

Das LaSuB empfiehlt ihr, den Realschulabschluss auf der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte Chemnitz zu machen und dann in die 10. Klasse eines Gymnasiums zu wechseln.

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Auf der Blindenschule werde sie geschult und auf die Ansprüche im Gymnasiums vorbereitet, so Arndt.

Wie das Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) Chemnitz mitteilt, braucht die 17-Jährige eine Schulbegleitung.
Wie das Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) Chemnitz mitteilt, braucht die 17-Jährige eine Schulbegleitung.  © Ralph Kunz
LaSuB-Sprecher Clemens Arndt (47) sagt, dass Inklusion prinzipiell auch auf dem Gymnasium möglich ist.
LaSuB-Sprecher Clemens Arndt (47) sagt, dass Inklusion prinzipiell auch auf dem Gymnasium möglich ist.  © Maik Börner

"Auf der Blindenschule bin ich deutlich unterfordert"

Für Reiner Delgado (54) sind die Vorgaben vom LaSuB Zeitverlust.
Für Reiner Delgado (54) sind die Vorgaben vom LaSuB Zeitverlust.  © DBSV/Oliver Ziebe

Dieses Angebot schlägt Silja aus: "Auf der Blindenschule bin ich deutlich unterfordert." Zudem sei das ein ziemlicher Zeitverlust für die Schülerin, findet auch Reiner Delgado (54) vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband.

Für ihn ist klar: "Das widerspricht nicht nur dem Anspruch des sächsischen Schulgesetzes und der Behindertenrechtskonvention der UN, sondern auch dem gesunden Menschenverstand."

Silja fühlt sich vom LaSuB im Stich gelassen und hat ihren Bildungsweg in die eigene Hand genommen. Statt auf eine städtische Schule zu gehen, lernt sie jetzt an einer Fernschule.

Titelfoto: Ralph Kunz

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