Seit Jahren dicht: Was wird aus dem Chemnitzer Ratskeller?

Chemnitz - Was wird aus dem Chemnitzer Ratskeller? Im kommenden Doppelhaushalt ist kein Budget für die Sanierung des Ratskellers vorgesehen. Die Pläne zur Wiederbelebung des Traditionslokals liegen damit vorerst auf Eis. Innerhalb der Stadtratsfraktionen stößt diese Entscheidung auf gemischte Reaktionen.

Ein Foto aus besseren Zeiten: Der Ratskeller mit seinem Freisitz war ein beliebtes Lokal unter den Chemnitzern.  © Sven Gleisberg

Am kommenden Mittwoch stehen in der Haushaltssitzung des Stadtrates schwierige Entscheidungen an - ein Punkt fehlt dabei: die Finanzierung der Ratskeller-Sanierung.

"In den Haushaltsplanungen für die Jahre 2025/2026 einschließlich der Finanzplanung konnten keine Mittel für eine Sanierung des Ratskellers berücksichtigt werden", teilte das Rathaus mit.

Schon im letzten Doppelhaushalt 2023/2024 war kein Budget für das über 112 Jahre alte Lokal eingeplant.

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Seit 2022 ruhen die Bauarbeiten. Rund 1,8 Millionen Euro wurden bislang in die Sanierung des seit 2019 leer stehenden Lokals investiert.

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Gebäudeverwalter Holger Rotzsch in der Weinstube des Ratskellers 2024.  © Maik Börner

Chemnitzer Fraktionen sind uneins

Stadträtin Susanne Schaper (47, Linke).  © Kristin Schmidt

Die Fraktionen sind uneins. "Solange kein Budget im Haushalt vorgesehen ist, sind alle Aussagen Augenwischerei. Wir werden einen Änderungsantrag einbringen, um die weitere Sanierung zu finanzieren", kündigt AfD-Stadtrat Steffen Wegert (67) an.

SPD-Stadtrat Detlef Müller (60) hingegen sieht das anders: "Zunächst muss feststehen, wer der Betreiber sein wird und welches Konzept er umsetzen möchte. Erst dann können Planung und Bau erfolgen - und erst dann ergibt eine Berücksichtigung im Haushalt Sinn."

Auch die CDU teilt diese Ansicht. "Zuerst muss ein Betreiber gefunden werden. Für den aktuellen Haushalt sehen wir keinen Finanzierungsbedarf, insbesondere da er nicht ausgeglichen ist", erklärt Falk Ulbrich (58).

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Susanne Schaper (47, Linke) betont die Bedeutung des Ratskellers, gibt aber zu bedenken: "Der Ratskeller ist eine wichtige Einrichtung im Herzen unserer Stadt. Doch angesichts der angespannten Haushaltslage ist dies keine prioritäre Maßnahme."

Joseph Israel (25, Grüne) dazu: "Zur Wiederbelebung des Ratskellers gab es bereits viele Gespräche. Wir würden es begrüßen, wenn der Geschäftsbereich Wirtschaft nun endlich Nägel mit Köpfen macht."

Die BSW-Fraktion hat sich bislang nicht zu dem Thema geäußert.

AfD-Stadtrat Steffen Wegert (67).  © Kristin Schmidt

Ohne jede Perspektive

Seit 2019 ist er geschlossen. Seit 2022 ruhen die Bauarbeiten. Ein Budget für den Ratskeller gibt es im kommenden Haushalt nicht.  © Ralph Kunz

Kommentar von Sebastian Gogol

Was für ein Trauerspiel! Seit Jahren dümpelt die Sanierung des Ratskellers vor sich hin - und jetzt der nächste Rückschlag: kein Geld im neuen Doppelhaushalt, keine Perspektive, keine Lösung. Vom einstigen Traditionslokal bleibt vor allem eines übrig: die Tradition, dass nichts passiert.

Mittlerweile bricht das sechste Jahr des Leerstands an. Es gibt keine Anzeichen, dass sich das bald ändert. Werden es am Ende zwölf Jahre? Leider nicht ausgeschlossen. Die Chemnitzer, die das historische Ambiente der ehrwürdigen Räume vermissen, schauen weiterhin in die Röhre.

Auch beim Nutzungskonzept bleibt vieles unklar: Das Argument, erst ein Konzept zu haben und dann mit der Sanierung zu beginnen, ist mehr als fraglich. Gibt es überhaupt einen Betreiber, der sich in einem leer stehenden Gebäude einmieten möchte, wenn er dann noch Jahre auf den Abschluss der Sanierungsarbeiten warten muss? Eher nicht.

Hinzu kommt, dass mit dem langjährigen Leerstand inzwischen neue Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich sind. Auch die kosten Geld.

Wer ernsthaft eine Zukunft für den Ratskeller will, muss endlich handeln, statt weiter nur zu diskutieren. Sonst bleibt das Lokal, was es jetzt ist: ein teurer Sanierungsfall ohne jede Perspektive.

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