Chemnitz - Dieser Geschmack aus Chemnitz ist unverwüstlich: "Esina" ist eine der wenigen DDR-Marken, die sich auch noch mehr als drei Jahrzehnte nach der Wende ungebremster Beliebtheit erfreut.

Feinkostsalate, Mayonnaise, Essig, Senf werden noch nach alten Rezepturen hergestellt und in den neuen Bundesländern verkauft. Die Geschichte von Esina reicht genau 100 Jahre zurück: 1923 nahm Konsum in der Kauffahrtei eine Mostrichfabrik in Betrieb, die zur zweitgrößten Produktionsstätte für Senf und Essig in der DDR wurde.

Heute gehört die Marke einem Eigentümer aus Nordrhein-Westfalen. Ums Geschäft kümmern sich waschechte Sachsen: Betriebsleiter Jens Thiele (59), der einst als Lehrling bei Konsum begann, wacht in Mittelbach mit seinen zehn Mitarbeitern über den Geschmack der Esina-Produkte: "Wir treffen uns jeden Montag zur Verkostung und testen, ob die Qualität stimmt."

Die anhaltende Lust am DDR-Geschmack erklärt sich Fleischsalat-Fan Thiele mit der Esskultur des Ostens, die Generationen überdauert: "Wenn die Oma ihren Kartoffelsalat immer mit unserer Mayonnaise zubereitet hat, schreiben uns schon mal die Enkel, um zu erfahren, wo es die zu kaufen gibt."

Das Sortiment umfasst rund 30 Feinkostsalate. Zwei Drittel werden nach Rezepten aus den 1950er-Jahren hergestellt, die auf verblichenen Seiten überliefert sind. Auch an den typischen runden Plastikschälchen mit bedrucktem Deckel wird nicht gerüttelt.

Thiele: "Es gab einen Versuch, sie durch rechteckige zu ersetzen. Als der Umsatz um drei Viertel einbrach, haben wir ganz schnell wieder umgestellt."

Neues gibt es bei Esina trotzdem: "Seit Jahresbeginn haben wir eine Kräutermayonaise im Sortiment, zwei Putensalate sollen bald folgen", so Thiele.

Neue Rezepte entstehen in bester Retro-Manier: "Wenn es eine Idee gibt, mixen die Mitarbeiter zu Hause etwas zusammen. Wir kosten gemeinsam und ändern so lange, bis es allen schmeckt."