Seine Enkelin reiste aus Neuseeland an: Ein Stolperstein für den Schocken-Direktor
Chemnitz - Die Rührung stand ihr am gestrigen Dienstagvormittag vorm Schocken ins Gesicht geschrieben: "Es ist sehr bewegend, all die Menschen zu sehen, die wegen meiner Familie gekommen sind", sagte Helen Strauss (65). Ihren Großeltern wurde vor dem smac in Chemnitz ein Stolperstein gewidmet.
Von 1935 bis 1938 war ihr Opa, Siegfried Strauss, Direktor des damaligen Kaufhauses Schocken. Helen Strauss' Vater und Tante, für die auch je ein Stein verlegt wurde, gingen in Chemnitz zur Schule.
Weil die Familie von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, flüchtete sie nach Neuseeland. Helen Strauss kannte das Schocken nur aus den Erzählungen ihrer Oma: "Ich dachte, es wäre ein kleiner Laden", sagte sie überrascht.
Neben den vier Stolpersteinen für die Familie Strauss verlegte die Stadt 19 weitere, unter anderem vor der Oper. Dort wird dem ehemaligen Intendanten der Stadttheater, Anton Richard Tauber (1861-1942), gedacht.
OB Sven Schulze (52, SPD) sagte bei der Zeremonie, die Steine stehen für Gedenken und Mahnung: "Das Schicksal dieser Menschen mahnt uns, wachsam zu bleiben in einer Zeit, in der weltweit Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz zunehmen."
Titelfoto: Maik Börner