Wut in diesem Chemnitzer Stadtteil: Bald kein Bürgerservice mehr vor Ort?

Chemnitz - Die Bürgerservicestellen in den acht eingemeindeten Ortschaften sollen nach den Plänen des Rathauses im kommenden Jahr geschlossen werden. In Klaffenbach stößt dieses Vorhaben der Stadt Chemnitz auf erhebliche Kritik.

Andreas Stoppke (65) ist der Ortstvorsteher von Klaffenbach.
Andreas Stoppke (65) ist der Ortstvorsteher von Klaffenbach.  © Uwe Meinhold

Jeden zweiten Donnerstag im Monat bildet sich vor dem Rathaus in Klaffenbach eine lange Schlange - an diesem Tag hat die Bürgerservicestelle geöffnet, um die Anliegen der Einwohner zu bearbeiten.

Doch schon bald könnte dieser Service Geschichte sein: Die Schließung ist Teil eines Maßnahmenplans, der im Rahmen des Doppelhaushalts für die kommenden zwei Jahre beschlossen werden soll. Über diesen wird der Stadtrat im Januar abstimmen.

Viola Schippers (56) und ihr Schwiegervater Gottfried Schippers (87) nutzen das Angebot regelmäßig.

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"Während der Öffnungszeiten ist hier immer viel los. Das zeigt, wie wichtig dieser Service für die Menschen ist", sagt Viola Schippers.

Auch am gestrigen Donnerstag bildete sich am Service-Tag eine Warteschlange vor dem Rathaus Klaffenbach.
Auch am gestrigen Donnerstag bildete sich am Service-Tag eine Warteschlange vor dem Rathaus Klaffenbach.  © Uwe Meinhold
Das Angebot wird von vielen Klaffenbachern genutzt.
Das Angebot wird von vielen Klaffenbachern genutzt.  © Uwe Meinhold

Wut in Klaffenbacher: "Eine Schließung käme einem Ausschluss vom Stadtleben gleich"

Anwohnerin Silvia Schletter (66) kritisiert die Pläne des Rathauses.
Anwohnerin Silvia Schletter (66) kritisiert die Pläne des Rathauses.  © Uwe Meinhold

Besonders für ältere Menschen ohne Mobilität sei die Schließung eine enorme Belastung. "Wie sollen ältere Menschen dann in die Stadt kommen?", fragt sich Gottfried Schippers.

"Eine Schließung käme einem Ausschluss unserer Ortschaft vom Stadtleben gleich", kritisiert Silvia Schletter (66).

Das Rathaus begründet die Schließungspläne mit einer angeblich unzureichenden Auslastung der Servicestellen in den Ortschaften. Doch Anwohner aus Klaffenbach widersprechen dieser Darstellung.

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"Ich habe es noch nie erlebt, dass hier nichts los war", berichtet Volkmar Schöpke (66). Auch der Ortsvorsteher Andreas Stoppke (65) hält die Pläne für problematisch: "Dieser Service-Tag ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens in unserer Ortschaft. Die Schließung würde die Lebensqualität deutlich verschlechtern."

Neben der Bürgerservicestelle sind an den Servicetagen auch eine mobile Sparkasse und ein Bürgerpolizist vor Ort.

Anwohner Volkmar Schöpke (66) berichtet, dass die Servicestelle immer voll ist.
Anwohner Volkmar Schöpke (66) berichtet, dass die Servicestelle immer voll ist.  © Uwe Meinhold
Auch Viola Schippers (56) und Schwiegervater Gottfried Schippers (87) nutzen die Bürgerservicestelle.
Auch Viola Schippers (56) und Schwiegervater Gottfried Schippers (87) nutzen die Bürgerservicestelle.  © Uwe Meinhold

Dauerhaft abgehängt!

Kommentar von Sebastian Gogol

Dass das Rathaus den Gürtel in den kommenden Jahren enger schnallen muss, ist hinlänglich bekannt. Doch gerade Maßnahmen, die die Lebensqualität in den nach 1990 eingemeindeten Ortschaften betreffen, sollten sorgfältig abgewogen werden.

Am Beispiel Klaffenbach wird deutlich, welche Auswirkungen die geplante Schließung der Bürgerservicestelle haben kann: Ein essenzielles Angebot wird gestrichen - und damit ein Service, der vor allem von Einwohnern dringend gebraucht wird, die nicht mobil sind.

Das Gleiche gilt für die sieben weiteren Ortschaften, die auch von den Schließungsplänen betroffen sind. Das Gefühl, abgehängt und aufs Abstellgleis geschoben zu werden, dürfte dort ähnlich stark sein.

Als Alternative könnte der ÖPNV dienen, um die betroffenen Einwohner ins Bürgerhaus in die Innenstadt zu bringen. Doch auch das ist kaum eine Lösung: Die CVAG plant ebenfalls Einschnitte im Nahverkehr, was die Mobilität zusätzlich erschwert.

Der gemeinsame Service-Tag mit der mobilen Sparkasse und dem Bürgerpolizisten ist ein Beispiel für das Zusammenwirken verschiedener Angebote, die das Leben in der Ortschaft attraktiv machen. Hoffentlich achten die Verantwortlichen nicht nur auf finanzielle Notwendigkeiten, sondern auch auf die Bedürfnisse der betroffenen Menschen.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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