Scheinbar kennt der Vogel keine Scheu: Verrückte Dohle begeistert ein ganzes Dorf
Freiberg - Ein komischer Vogel tauchte vor drei Wochen in Langhennersdorf (bei Freiberg) auf. Wegen ihres zutraulichen und putzigen Verhaltens sorgt die Dohle seither für viel Gesprächsstoff im Dorf. Inzwischen erhielt der gefiederte Freund auch einen Namen: Ferdinand.
Das erste Mal nahm Harald Böhme (75) den Neuankömmling bei der Gartenarbeit wahr: "Er beäugte aufmerksam, was ich da so tue." Nach einer Weile flatterte der schwarze Vogel dem Senior auf die Schulter. "Zunächst fuhr mir der Schreck in die Glieder, doch er wirkte so friedlich und zutraulich."
An Wochenenden öffnet Böhme die Schenke "Perzbachstübel". Da bekommt er mit, dass offenbar alle Dorfbewohner von diesem Vogel reden. Man kommt überein, dass die Dohle wohl von jemandem gezähmt wurde, dann ausgebüxt ist und nun neue Freunde sucht. Und man erzählt sich gegenseitig die Geschichten.
So soll die Turmkrähe schon auf einem Autospiegel langsam mit durchs Dorf gefahren sein. Bei geöffneten Fenstern schaut das Tier auch mal in der Stube nach dem Rechten. Und bei einem ausgehenden Grill wärmt es sich an der Restglut die Flügel.
Erzählungen nach ist Ferdinand auch in anderen Dörfern präsent
Doretta May (67) gab der Dohle dann den Namen Ferdinand: "Er hat auch schon völlig furchtlos aus dem Futternapf genascht, als unser Kater da fraß." Dennoch macht sie sich Sorgen, weil diese Zutraulichkeit ja kein artgerechtes Verhalten für eine Dohle ist.
So ist man sich auch im Dorf einig, dass man Ferdinand nicht anfüttern will. Allerdings mehren sich die Erzählungen, dass der zugeflogene Freund in den letzten Tagen auch in den Nachbardörfern Bräunsdorf und Seifersdorf gesichtet wurde.
Titelfoto: Ralph Kunz