Chemnitz - Was gerade im VEB Fettchemie produziert wurde, schmeckten DDR-Bürger im Chemnitzer Stadtteil Kappel schon in der Luft: Waschpulver, Insektizide, Desinfektionsmittel - und bis 1967 auch das Spülmittel fit.
Die Erfolgsgeschichte der unverwüstlichen Marke wird ab dem heutigen Samstag in einer Sonderschau des Industriemuseums erzählt. Vorab kam ans Licht, wie das Spülmittel einst den halben Betrieb einschäumte ...
Sonja Näder (76) und Sylvia Küpperbusch (76) begannen in der Neefestraße vor 60 Jahren ihre Lehre als Chemiefacharbeiter mit Abitur - und verursachten das vermutlich größte Schaumbad der Firmengeschichte.
"Wir Lehrlinge arbeiteten in der fit-Abteilung. Zur Arbeitskleidung gehörten Gummistiefel", erinnert sich Sylvia Küpperbusch. Das Spülmittel wurde in Chemnitz als Konzentrat hergestellt und in anderen Betriebsteilen abgefüllt.
Damit sich beim Vermengen der Bestandteile kein Schaum bildete, wurde die Flüssigkeit nicht gerührt, sondern von einem Behälter in den nächsten gepumpt. Tankwagen zapften das Konzentrat am Ende aus einem Hochbehälter.
fit-Malheur wurde zur bleibenden Erinnerung
"Unsere Aufgabe war, das Ventil zu schließen, wenn der Tank voll ist", erzählt Sonja Näder. "Wir schwatzten, statt aufzupassen, und auf dem Hof bildete sich eine riesige Pfütze. Um alles schnell wegzuwaschen, griffen wir zum Wasserschlauch ..." In Verbindung mit dem Fit-Konzentrat bildete sich eine Schaumflut, die sich auf dem ganzen Betriebshof ausbreitete.
Das Malheur wurde zur bleibenden Erinnerung, wie auch der Arbeitsalltag der Chemiearbeiter.
Sonja Näder: "Die Frauen hatten alle Ekzeme an Händen und Armen. Ich wollte diesen Beruf nie ausüben, aber die Wertschätzung für schwere Arbeit habe ich gelernt."
Sonja Näder studierte in Schneeberg, ist bis heute als Künstlerin tätig. Sylvia Küpperbusch studierte Maschinenbau. Ihre Erinnerungen gaben sie als Zeitzeugnisse ans Industriemuseum weiter.
Ende besiegelte die Treuhand
Die Ära der Fettchemie endete 1991, als der marode Betrieb mit einst 1800 Mitarbeitern von der Treuhand abgewickelt und die meisten Gebäude abgerissen wurden.
An seiner Stelle entstand der Technologie- und Gewerbepark Solaris.
Die Marke fit blieb.
An ihren Ursprung in Chemnitz erinnert bis heute die Verpackung, für die der Chemnitzer Grafiker Horst Geil (1919-2006) den Roten Turm zum Vorbild nahm.