Rostige Überraschung bei Viadukt-Sanierung in Chemnitz: Bauarbeiten dauern länger

Chemnitz - Chemnitz-Rabenstein bekommt sein kleines Blaues Wunder: Der erste Abschnitt des Eisenbahn-Viadukts an der Oberfrohnaer Straße ist saniert. Hinter den Planen am Gerüst verwandelt sich das rostige Stahlfachwerk in einen blaugrauen Farbtupfer für den Stadtteil.

Der nächste Brückenabschnitt wird eingerüstet. Gerüstbauer Thomas Berger (47) befestigt die Planen.
Der nächste Brückenabschnitt wird eingerüstet. Gerüstbauer Thomas Berger (47) befestigt die Planen.  © Kristin Schmidt

Für Projektleiter Wolfram Schmidt (53) sind die Arbeiten ein fachliches Abenteuer: "Ein vergleichbares Sanierungsprojekt gab es im Auftrag der Stadt Chemnitz noch nie."

Schon das Gerüst ist eine Herausforderung. "Weil die alten Farbreste Blei enthalten, wird das Material beim Sandstrahlen abgesaugt. Der Bereich muss mit Planen abgeschirmt werden. Das geht nur abschnittsweise, sonst könnte ein Sturm die ganze Brücke umwerfen."

Drei Beschichtungen sind nötig, bis der neue Anstrich fertig ist. Heißt: dreimal 3500 Quadratmeter anstreichen beziehungsweise sprühen.

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Alpinkletterer hatten vor Baubeginn sichtbare Schäden dokumentiert - Überraschungen gab es trotzdem. Wie eine stolze alte Dame hatte das historische Bauwerk seine Wehwehchen verborgen.

"Die Betonplatten aus DDR-Zeiten, die auf der Brücke lagen, ließen sich nicht einfach wegnehmen wie angenommen. Die waren eingegossen und regelrecht an der Konstruktion festgeklebt", so Brückenfachmann Schmidt.

Der erste Brückenabschnitt ist fertig und das neue Blaugrau des Viadukts sichtbar.
Der erste Brückenabschnitt ist fertig und das neue Blaugrau des Viadukts sichtbar.  © Kristin Schmidt
Nach der Sanierung soll die Brücke dezent beleuchtet werden. Eine Probe dafür gab es voriges Jahr.
Nach der Sanierung soll die Brücke dezent beleuchtet werden. Eine Probe dafür gab es voriges Jahr.  © Kristin Schmidt
Projektleiter Wolfram Schmidt (53) inspiziert den Baufortschritt.
Projektleiter Wolfram Schmidt (53) inspiziert den Baufortschritt.  © Kristin Schmidt

Durchgerostet! Viadukt-Sanierung dauert länger als geplant

So verrostet präsentiert sich der noch unsanierte Teil der Stahlbrücke.
So verrostet präsentiert sich der noch unsanierte Teil der Stahlbrücke.  © Kristin Schmidt

Bauleute rückten mit Betonsägen an und mussten aufpassen, nicht versehentlich in die Stahlstreben zu schneiden. Was zum Vorschein kam, war wenig erfreulich.

Schmidt: "Die Buckelbleche, in denen früher der Schotter lag, waren zum Großteil durchgerostet."

So wird die Restaurierung des 125 Jahre alten Denkmals, das als eine der ältesten Stahlbrücken Deutschlands gilt, länger dauern als gedacht.

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Statt diesen Sommer hofft Lutz Seliger (60), Sachgebietsleiter für Brückenerhaltung, "die Bauhauptleistung bis Jahresende abzuschließen".

Freigabe für Wanderer und Radfahrer soll in der ersten Jahreshälfte 2023 sein.

Auch diese Projekte werden aus SED-Vermögen bezahlt

Der Umbau des Kaßberg-Gefängnisses zum Lern- und Gedenkort wird mit Geld aus dem SED-Vermögen gefördert.
Der Umbau des Kaßberg-Gefängnisses zum Lern- und Gedenkort wird mit Geld aus dem SED-Vermögen gefördert.  © Ralph Kunz

Die Sanierung des Rabensteiner Viadukts wurde mit 1,5 Millionen Euro aus dem SED-Vermögen bezuschusst. Eine Förderung aus diesem Fond ist dieses Jahr für sieben weitere Projekte vorgesehen.

So erhält das Fahrzeugmuseum 450.000 Euro. Die Sanierung des Klapperbrunnens am Schillerplatz bekommt einen Zuschuss von 200.000 Euro. 300.000 Euro gibt's für die Anschaffung eines neuen Bücherbusses und 126.000 Euro für den Bau eines Empfangspavillons im Küchwaldpark.

250.000 Euro bekommt der Tierpark. Der Ausbau des ehemaligen Kaßberggefängnisses zu einem Lern- und Gedenkort wird mit 350.000 Euro gefördert.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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