"Habe Panik, dass wir abgehängt werden": Rentner regelt allein Internet und TV in Ebersdorf
Chemnitz - Ein Rentner regelt den TV-Empfang und das Internet im Chemnitzer Ortsteil Ebersdorf: Seit vielen Jahren leitet Gerd Anke (75) die Antennengemeinschaft für das untere Dorf.
Doch er macht sich Sorgen, denn weder Stadt noch Netzbetreiber zeigen viel Interesse, die rund 150 Bürger in Zukunft zu versorgen.
Es mutet an wie ein Zeitsprung zurück in die 80er-Jahre. In einem Garten hinter der Frankenberger Straße hat Gerd Anke eine frühere Badzelle aus einem Neubaublock vollgestopft mit Technik. Von hier aus versorgt der Rentner die Nachbarn mit Kabelfernsehen und vor allem mit Internet von 13 bis 93 MBit.
Doch zukunftssicher sind weder Anlage noch Betreiber: "Die alten Kupferkabel sind brüchig. Bei Hitze muss ich nachregeln, damit jeder Empfang hat. Manchmal bricht ein Kabel und ich muss die Erde aufbuddeln.
Wenn ich den Stecker ziehe, bleiben alle Bildschirme schwarz. Wenn Gott bei mir den Stecker zieht, auch." Deshalb kämpft Gerd Anke um Unterstützung: "Ich habe Panik, dass wir abgehängt werden."
Die Stadt treibt gegenwärtig zwar mithilfe eines Förderprogrammes den Ausbau in unterversorgten Randgebieten voran. 10.000 Glasfaseranschlüsse sollen bis Ende 2020 entstehen. Doch das Wohngebiet der Ebersdorfer Antennengemeinschaft wird nicht dabei sein.
"Im Rahmen der Marktabfrage haben mehrere private Telekommunikationsunternehmen eine Ausbauerklärung für diese Straßenzüge abgegeben. Damit sind diese nicht förderfähig", begründet eine Stadtsprecherin.
Für den Ebersdorfer Mr. Internet unbefriedigend. Der Rentner fordert "Gigabit-Geschwindigkeit in ganz Chemnitz. Auch in Ebersdorf".
Titelfoto: Uwe Meinhold