Preise dramatisch gestiegen! Chemnitzer Stadträte fordern kostenloses Schulessen
Chemnitz - Trotz leerer Stadtkassen wollen Linke und Grüne im Chemnitzer Stadtrat weiterhin kostenloses Mittagessen für Schüler und Kita-Kinder einführen. Zur Umsetzbarkeit haben die Fraktionen vom Rathaus Rechenbeispiele für die Kosten abgefordert. Nach Vorliegen der Auflistung ist ein konkreter Antrag allerdings in weite Ferne gerückt.
"Schockiert haben mich die Zahlen nicht, aber doch ziemlich deprimiert", räumt Linken-Stadträtin Sandra Zabel (52) ein. Christin Furtenbacher (40, Grüne) ergänzt: "Wir wissen, dass es Größenordnungen sind. Wir fragen das nicht zum ersten Mal ab."
Ein völlig kostenloses Mittagessen in Kitas und Schulen würde die Stadt utopische 35 Millionen Euro kosten.
Dabei legt das Rathaus einen Durchschnittspreis von 5,13 Euro pro Portion zugrunde. Wenn die Stadt jeweils nur 1 Euro zuschießen würde, stünden immer noch sieben Millionen Euro zu Buche.
"Fest steht, dass es ein Problem gibt, für das es eine Lösung braucht", erklärt Christin Furtenbacher. Und die wäre ein kommunaler Zuschuss. "Die Kosten sind so krass gestiegen, dass sie für viele Familien nicht mehr tragbar sind."
Chemnitzer Schulessen zu teuer: Viele Eltern bestellen ab!
Auch die Lieferanten schlagen seit dem Wegfall der Steuervergünstigungen Alarm. Die Bestellungen seien um rund zehn Prozent zurückgegangen, hat Torsten Weiße-Köhler (50) vom Verband Deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) beobachtet, der selbst in Chemnitz ein Catering-Unternehmen führt.
"Die Eltern wählen gezielt aus und bestellen häufig nur noch zwei- oder dreimal die Woche für ihre Kinder."
Einig sind sich die Politikerinnen, dass Bund und Land in der Pflicht sind: "Wenn der sächsische Bürgerrat für Ernährung das kostenlose Schulessen ganz oben auf die Prioritätenliste setzt, muss das doch mal irgendwelche Folgen haben", fordert Sandra Zabel.
Jetzt müsse aber zunächst der Haushaltsentwurf abgewartet werden und welche Spielräume es gibt.
Titelfoto: dpa/Ralf Hirschberger, Thomas Türpe, Kristin Schmidt