Neuer Standort für Chemnitzer Stasi-Unterlagen-Archiv

Chemnitz - Das Stasi-Unterlagen-Archiv in Chemnitz präsentiert sich in neuen, modernen Räumen. Dazu sind der umfassende Aktenbestand und die mehr als 50 Mitarbeiter in ein ehemaliges Industriegebäude in Zentrumsnähe umgezogen.

Das Stasi-Unterlagen-Archiv ist in Chemnitz in neue, moderne Räume gezogen.
Das Stasi-Unterlagen-Archiv ist in Chemnitz in neue, moderne Räume gezogen.  © Kristin Schmidt

Es seien bestmögliche Bedingungen zum Schutz dieses wichtigen Archivguts geschaffen worden, betonte der Präsident des Bundesarchivs, Michael Hollmann, bei der Eröffnung am Sonnabend.

"Zugleich werden wir die Zusammenarbeit mit den Gedenkstätten vor Ort weiter stärken." Dabei verwies er etwa auf die Gedenkstätte des ehemaligen Stasi-Gefängnisses auf dem Kaßberg, die im Herbst eröffnet werden soll.

Die Außenstelle Chemnitz beherbergt die Unterlagen der ehemaligen DDR-Staatssicherheit im früheren Bezirk Karl-Marx-Stadt, die rund 3800 hauptamtliche und 12.000 inoffizielle Mitarbeiter zählte. Eine Besonderheit war zudem die Objektverwaltung und spätere Abteilung "Wismut". Sie hatte den für das sowjetische Atomprogramm wichtigen Uranbergbau abzusichern.

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Zum Chemnitzer Archivbestand gehören den Angaben nach rund 7 Kilometer Unterlagen, 2,3 Millionen Karteikarten, mehr als 71.000 Fotodokumente und 200 Tonträger.

Wartezeiten bei umfangreichen Recherchen von bis zu eineinhalb Jahren

Zuvor war das Stasi-Unterlagen-Archiv auf mehrere Gebäude verteilt im Stadtteil Siegmar untergebracht. Mit dem Umzug hätten sich die Bedingungen deutlich verbessert, sagte Leiterin Annette Zehnter. So gebe es nun klimatisierte Magazinräume und die Akten könnten liegend statt stehend aufbewahrt werden. Das sei für deren Erhalt enorm wichtig, erklärte die Expertin. Zudem befinde sich der neue Standort in räumlicher Nähe zum Sächsischen Staatsarchiv.

Der Umbau des Gebäudes hat sich erheblich verzögert. Waren zunächst zwei Jahre Bauzeit veranschlagt, habe die Herrichtung der Flächen letztlich etwa drei Jahre gedauert, teilte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben auf Anfrage mit. Als Grund wurden Einschränkungen während der Corona-Pandemie sowie Lieferproblemen bei Materialien genannt. Zu den Baukosten machte die Behörde keine Angaben, da sie nur Mieter ist.

Nach Angaben von Zehnter sind die Anträge auf Akteneinsicht zwar über die Jahrzehnte zurückgegangen, das Interesse an den Unterlagen ist aber ungebrochen. Aktuell gebe es bei umfangreichen Recherchen Wartezeiten von bis zu eineinhalb Jahren. 2022 wurden fast 1400 Anträge auf persönliche Akteneinsicht gestellt, seit 1992 seien es in Chemnitz fast 330.000 gewesen. Hinzu kämen Anfragen etwa von Wissenschaftlern und Medien.

Am Samstagabend öffnete das Gebäude im Rahmen der Chemnitzer Museumsnacht bis 24 Uhr für Besucher. Dazu standen unter anderem Rundgänge mit Blick ins Archiv auf dem Programm. Die Öffentlichkeit über die Wirkungsweise der Staatssicherheit aufzuklären, zähle zu den Aufgaben des Archivs, betonte Zehnter.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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