Mord, Gefängnis, Neuanfang: Steakhouse in Siegmar bekommt neues Leben

Chemnitz - Dass im Steakhouse "El Bullo" in Siegmar (Chemnitz) Gäste bewirtet wurden, ist lange her. Seit rund zweieinhalb Jahren bleiben die Türen verschlossen. Grund war eine Familientragödie, an deren Ende die Vorbesitzerin des Restaurants starb, ihr Ehemann als Mörder im Gefängnis sitzt und der gemeinsame Sohn (15) allein zurückblieb. Auch für ihn wagt jetzt ein Verwandter der Familie einen Neubeginn.

Blerim Mehmedi (50) will das Steakhouse in Siegmar renovieren und wieder eröffnen.  © Kristin Schmidt

"Das alles war sehr, sehr traurig. Ich möchte den Schatten aus diesen Räumen vertreiben und wieder etwas aufbauen", sagt Blerim Mehmedi (50), der seit Kurzem als neuer Geschäftsführer eingetragen ist.

"Eigentümer ist der gemeinsame Sohn meiner Verwandten. Er hat es von seiner Mutter geerbt. Der Junge lebt in einer Jugendeinrichtung im Chemnitzer Umland. Wenn er die Schule beendet und eine Ausbildung als Koch absolviert hat, wird er hier einsteigen."

Bis es so weit ist, soll in der ehemaligen Schirmfabrik längst wieder Gastlichkeit eingezogen sein: "Der Imbiss wird Anfang Mai öffnen. Dort soll es Cevapcici und Yaprak-Döner geben. Die Fleischspieße aus Rind- und Kalbfleisch machen wir selbst", sagt der gebürtige Nordmazedonier.

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"Das Restaurant wird im Juli oder August eröffnen, auch wieder als Steakhouse. Ob wir es mit kaukasischer oder italienischer Küche kombinieren, müssen wir noch entscheiden." Auch ein neuer Name soll her.

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Viel Arbeit, wenig Zeit - jetzt wird renoviert

Seit der Bluttat vor zweieinhalb Jahren sind Restaurant und Imbiss in der Zwickauer Straße 456 geschlossen.  © Kristin Schmidt
Esat Mehmedi (v.) richtet das Außengelände her. Bis Mai soll der Imbiss wieder einladend wirken.  © Kristin Schmidt

Bis zur Eröffnung ist noch viel zu tun: Am Imbiss wird schon fleißig gemalert. Die Renovierung der Gaststätte mit ihren 120 Plätzen ist geplant. Derzeit sieht es im Gastraum noch genauso aus, wie er im Oktober 2022 verlassen wurde.

Im Innenhof hat Blerim Mehmedi Platz für insgesamt 40 Parkplätze geschaffen. Wichtig, wenn bei schönem Wetter in den Straßen ringsum die Tierparkbesucher parken. Er und seine Familie sind ins Dachgeschoss der ehemaligen Fabrik eingezogen.

"Wir pendeln zwischen Nürnberg und Chemnitz. Auch der Junge ist oft hier. Wir haben zusammen das Grab seiner Mutter besucht. Er würde gern wieder hier wohnen. Aber die Aufgabe als Vormund kann ich nicht leisten", sagt Mehmedi leise.

Bluttat von Heide vor den Augen des Sohnes

Der Chemnitzer Gastwirt Eldar A. (56) wurde wegen Mordes und Vergewaltigung verurteilt.  © picture alliance/dpa

Der Mord in Heide am 31. Oktober 2022 erschütterte ganz Deutschland: Elmar A. (54) aus Chemnitz erschoss vor den Augen des gemeinsamen Sohnes (13) seine Ehefrau (37) auf offener Straße. Das Paar hatte gemeinsam das Steakhaus "El Bullo" in Siegmar betrieben.

Die Frau war vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflüchtet und hatte sich mit dem Sohn in verschiedenen Frauenhäusern versteckt.

Zuletzt spürte sie der aus Aserbaidschan stammende Gastronom auch in Schleswig-Holstein auf.

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Nach dem Mord auf einem Gehweg in Heide (Schleswig-Holstein) sicherten im Herbst 2022 Polizisten die Spuren am Tatort.  © Florian Spenger/Westküsten-News

Nach der Tat stellte er sich der Polizei. Im März 2024 verurteilte das Landgericht Itzehoe Elmar A. zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.

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